Am 12. Oktober 2021 ist die Sinologin Helga Scherner 92jährig in Potsdam verstorben. Sie ist es gewesen, die der Asiaticus-Forschung den Anstoß gegeben und die entscheidenden Impulse verliehen hat. Im Gedenken an sie präsentiere ich hier mit eigenen Anmerkungen versehene Auszüge aus ihrem Aufsatz "Asiaticus - eine Unperson"?, den sie im Jahre 2001 im "Bochumer Jahrbuch für Ostasienforschung" publiziert hat.

Adolphi 2022: Erinnerung an Helga Scherner und ihre Asiaticus-Forschung

Wolfram Adolphi/04.01.2022

Zur Erinnerung an Helga Scherner (15.4.1929 Leipzig – 12.10.2021 Potsdam)

Am 12. Oktober 2021 ist die Sinologin Helga Scherner 92jährig in Potsdam verstorben. Ich kannte Helga Scherner seit 1976. Als ich 25jährig an der Sektion Asienwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin im Fachgebiet Neueste Geschichte Chinas mit meinen Chinaforschungen begann, arbeitete sie – damals 47 Jahre alt – in der China-Forschungsgruppe der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED. Es gab gemeinsame Beratungen unserer beiden Arbeitsgruppen, aber gründlicheres Kennenlernen ergab sich erst im Frühjahr 1978, als wir gleichzeitig an der DDR-Botschaft in Beijing tätig sein konnten: sie anlässlich eines Forschungsaufenthaltes, ich zu einem Praktikum, das dann in ein zweimonatiges Chinesischstudium am Sprachinstitut Beijing Yuyan Xueyuan mündete. Helga Scherner und Marianne Liebermann – auch sie Sinologin, damals nach Beijing gekommen als Ehefrau des Botschafters Helmut Liebermann – verdanke ich meine erste Wanderung in die Beijinger Westberge, und von dieser Zeit an sind wir in Verbindung geblieben. Die fand in der Befassung mit dem Leben des Asiaticus und der Einrichtung meiner Asiaticus-Website neue Nahrung.

Mit Beginn des 21. Jahrhunderts wurde mir auch Helga Scherners Ehemann, der Germanist und Schriftsteller Erhard Scherner, zu einem Freund und wichtigen Gesprächspartner. Die beiden Scherners sind schon in den 1950er Jahren in China gewesen – und zwar auf der Basis einer Entsendung Erhard Scherners an den Beijinger Fremdsprachenverlag durch den Schriftstellerverband der DDR. – In Beijing Fuß zu fassen haben die Scherners Anfang der 1990er Jahre noch einmal versucht. Das ist nicht geglückt, nach zwei Jahren sind sie wieder nach Deutschland zurück gekehrt, aber unverdrossen haben sie auch hier an schriftstellerischen und an Übersetzungsprojekten gearbeitet, die alle dem einen Ziel dienen: das Verständnis in Deutschland für China zu vertiefen.

Zur Erinnerung an Helga Scherner präsentiere ich hier mit eigenen Anmerkungen versehene Auszüge aus ihrem Aufsatz

Asiaticus – eine Unperson?

erschienen im Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung, Bd. 25, 2001, S. 243-256.

Dieser Aufsatz ist die bis heute wohl ausführlichste Darstellung zu jenem österreichisch-deutsch-jüdischen Kommunisten, der sich Asiaticus nannte und in den 1920er und 1930er Jahren mit seinen Berichten aus China einen einzigartigen Beitrag zum Chinabild im antifaschistischen Widerstandskampf leistete.

Für alle, die sich mit der Geschichte der chinesischen Revolution in den 1920er und 1930er Jahren und mit den Verbindungen zwischen dieser Revolution und der kommunistischen Bewegung in Deutschland befassen, bietet die Biografie des Asiaticus – wie Helga Scherners mit einem reichen Quellenverzeichnis versehener Aufsatz beweist – eine Fülle von wichtigen und oft auch überraschenden Informationen und Einsichten.

1. Geheimnisse um den Namen und die frühen politischen Aktivitäten

Die erste der interessanten Einsichten betrifft noch nicht das Leben des Asiaticus selbst, sondern das Geheimnis um seine Person, das erst am Ende der 1970er Jahre – und zwar ziemlich gleichzeitig in China und in der DDR – gelüftet wurde. Scherner schildert zunächst, wie sie 1951 beim Beginn ihrer Befassung mit der modernen chinesischen Geschichte in Leipzig auf das Asiaticus-Buch Von Kanton nach Schanghai stieß,

[Asiaticus: Von Kanton nach Schanghai, Wien/Berlin 1928]

aber ihr niemand irgendwelche Informationen zum Autor liefern konnte. Dann fand sie Anfang der 1980er Jahre in einer chinesischen Zeitschrift einen Aufsatz in chinesischen Schriftzeichen über einen Menschen namens Hansi Xibo (gesprochen Chan-ss [ch wie in ach] Chi-bo [ch wie in ich]) – „einen deutschen Revolutionär, der im Kampf gegen Japan gefallen war“.

[Yige wei kangri rikou xueran Yimengde deguo gongchandangyuan – Hansi Xibo, in: Geming wenwu, Beijing 1979, Heft 4, S. 38-41]

Aber wie sollte von diesem Hansi Xibo auf Asiaticus zu kommen sein? Erst bei einer Begegnung Scherners mit Genia Nobel – einer jüdischen Kommunistin, der es 1939 gelungen war, auf der Flucht vor der faschistischen Herrschaft in Deutschland nach Shanghai ins Exil zu gehen, und die sich bei der Rückkehr aus diesem Exil für die DDR entschieden hatte – klärten sich die Dinge. Nobel erkannte auf einem Foto, das dem chinesischen Artikel beigefügt war, ihren Shanghaier Genossen Heinz Grzyb. Nun konnte der chinesische Aufsatztitel zuverlässig ins Deutsche übersetzt werden:

[Ein Mitglied der KPD, das im Kampf gegen die japanischen Banditen den Yimeng mit seinem Blut tränkte – Heinz Grzyb]

Und weil Genia Nobel gemeinsam mit ihrem Mann Günter Nobel just ebenfalls im Jahre 1979 ihre Erinnerungen an ihre Shanghai-Jahre publiziert hatte, konnte es auch keinen Zweifel mehr geben, dass – wie die Nobels berichteten – Heinz Grzyb alias Asiaticus nicht nur als Journalist tätig gewesen war, sondern auch in der kleinen Gruppe von Kommunistinnen und Kommunisten in der insgesamt um die 20.000 Jüdinnen und Juden zählenden Shanghai-Emigration eine wichtige Rolle gespielt hatte.

[Günter Nobel, Genia Nobel: Als politische Emigranten in Shanghai, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin (DDR) 1979, Heft 6, S. 882-894]

Ebenfalls 1979 erschien in der DDR – und zwar ziemlich versteckt, weil die DDR-Führung in ihrer Publikationspolitik außenpolitischen Erwägungen großes Gewicht beimaß und es ihr angesichts der noch ganz unklaren Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen der DDR und der VR China nicht geraten schien, mit Veröffentlichungen zur jüngeren Geschichte irgendwelche Verwicklungen zu provozieren – ein weiterer Bericht über das jüdische Exil in Shanghai. Er stammte aus der Feder des Theatermannes Alfred Dreifuß, trug den Titel „Schanghai – Eine Emigration am Rande“ und war, ohne dass es auf dem Buchumschlag erkennbar war, in dem Buch „Exil in den USA“, das wiederum den Band 3 der Reihe „Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil 1933-1945“ bildete, untergebracht. Auch dort fand Heinz Grzyb alias Asiaticus eine ausdrückliche Würdigung.

[Alfred Dreifuß: Schanghai – Eine Emigration am Rande, in: Exil in den USA, Leipzig 1979, S. 447-555]

Zur Namens- und auch Geburtstagsfrage bietet Scherner in ihrem Aufsatz auf der Grundlage von Archivmaterialien die folgende Darstellung: Asiaticus wurde am 11.7.1896 in Tarnow im damals österreichischen Galizien unter dem Namen Mojzes Grzyb als Sohn des Kaufmanns und Unternehmers Izak Grzyb und der Mindel Wiesenfeld geboren, gab aber 1923 auf einem Fragebogen der Kommunistischen Internationale (Komintern) den 13.6.1897 als Geburtsdatum an, und dieses Datum ist auch neben seinem Sterbedatum 30.11.1941 auf dem Grabstein auf dem Friedhof in Ji’nan angegeben. So rätselhaft wie die Angaben zum Geburtsdatum sind auch die zum frühen politischen Wirken des Mojzes Grzyb geblieben. Er selbst teilte Scherner zufolge im erwähnten Komintern-Fragebogen mit, „seit 1913“ im „PCSD“ tätig gewesen zu sein. Diese Organisation sei aber – so wiederum Scherner – wohl nicht identisch mit dem 1897 gegründeten „Bund“ (Allgemeiner Jüdischer Arbeiterbund in Litauen, Polen und Russland), den Theodor Bergmann in seinen Forschungen zur Geschichte der Kommunistischen Partei-Opposition (KP-O) als ursprüngliche politische Heimat von Grzyb benennt.

[Theodor Bergmann: Gegen den Strom: Die Geschichte der Kommunistischen Partei – Opposition, Hamburg 1987, S. 405]

Seit 1913 jedenfalls ist – so Scherner – ein politisches Engagement Grzybs „in der Jugend- und Studentenarbeit“ nachweisbar.

Nach drei Jahren Dienst in der österreichischen Armee müsse Grzyb dann – so Scherner weiter – „spätestens unmittelbar nach Kriegsende“ [1918] „nach Deutschland gelangt sein“ und sich dort „Heinz Möller“ genannt haben. Dabei sei nicht auszuschließen, dass er den Namen „Möller“ schon nach Verheiratung seiner Mutter erhalten habe; vielleicht habe er ihn aber auch erst bei seiner Übersiedlung nach Deutschland als „Parteinamen“ angenommen. Jedenfalls halte sie – Scherner – es angesichts weiterer Hinweise

[Protokoll des Gründungsparteitages der KPD 1918, Berlin (DDR) 1985, S. 223-235; Hermann Weber: Die Gründung der KPD, Protokoll und Materialien, Berlin 1993, S. 227 und 237f.]

„für so gut wie erwiesen“, dass er unter diesem Namen „Möller“ am Gründungskongress der KPD am Jahreswechsel 1918/19 teilgenommen hat, und mit „Heinz Möller“ habe er in den 1920er und 1930er Jahren seine politischen Artikel über deutsche Probleme gezeichnet. Den Namen „Asiaticus“ habe er dann verwendet, als er 1925 über Indien nach China gegangen sei und von dort über die Revolution 1925-27 berichtete. Bei seinem zweiten Chinaaufenthalt ab 1932 sei er dann dort als „Heinz Grzyb“ oder chinesisch „Xi Bo“ bekannt gewesen, publiziert habe er wieder unter dem Namen „Asiaticus“ und in englischsprachigen Zeitungen und Zeitschriften als „M. G. Shippe“.

Das Rätsel um Identitäten wirft ein Licht auf die Bedingungen des revolutionären Kampfes. Da im Protokoll des KPD-Gründungsparteitages nur „Möller“ ohne Vornamen verzeichnet ist, könne dies – so Scherner weiter – auch der Arbeiterdichter Werner Möller gewesen sein, der am 5. Januar 1919 von Reichswehrtruppen erschossen worden ist. Das wiederum bedeute nicht, dass der spätere Asiaticus nicht am Parteitag teilgenommen habe, denn er könne auch – unter wiederum anderem Namen – „neben Karl Radek, Ernst Reuter-Friesland und Felix Wolf jener vierte Vertreter der russischen Sowjetrepublik“ gewesen sein, „den Wilhelm Pieck auf dem Parteitag erwähnte (vgl. Weber, a.a.O., S. 67)“. Jedenfalls habe er, als er 1922 in Bremen verhaftet wurde, erklärt, „er heiße Iwan Gewodomikoff und sei Bürger der RSFSR“. Dies habe er so auch auf dem Fragebogen der Komintern von 1923 angegeben.

2. Ein Kämpfer der Weltrevolution

Die weitere Entwicklung des Asiaticus – bleiben wir jetzt bei diesem Namen unabhängig davon, wie er sich im jeweiligen Moment tatsächlich nannte – ist in vieler Hinsicht typisch für jene, die die Idee der Weltrevolution ganz in sich aufgenommen hatten und zu leben unternahmen.

Inhaftiert wurde er 1922 in Bremen wegen – wir sind wieder bei Scherner – „seines Leitartikels zum fünften Jahrestag der Oktoberrevolution am 7. November 1922, den er als Redakteur des Nordwestdeutschen Echos geschrieben hatte“. In der Folge als „unerwünschter Ausländer“ ausgewiesen, fand er in Moskau Anstellung als „Sekretär der Delegation der KPD“ beim EKKI (dem Exekutivkomitee der Komintern). „Seine Einschätzungen“ – so Scherner – „zeigen, dass er Paul Frölich, Paul Levi, Edwin Hoernle, Hugo Eberlein und Clara Zetkin wie überhaupt solchen Kommunisten nahestand, die die Situation in Europa realistischer einschätzten als die Führung der Komintern, eine breitere Bündnispolitik anstrebten und an das Erbe Rosa Luxemburgs anzuknüpfen suchten.“ (S. 245)

1923 wurde er nach Deutschland zurückbeordert und arbeitete in Chemnitz und Berlin. „Als auf Antrag der KPD die Zentrale Kontrollkommission der Russischen Kommunistischen Partei Anfang April 1925 in Moskau die ‚fraktionelle Arbeit‘ Heinrich Brandlers, August Thalheimers und Karl Radeks verurteilte […]“, erhielt er, der „wie die vorher Genannten noch der KPR(B) [der Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki), wie die spätere KPdSU da noch hieß] angehörte, eine strenge Rüge. Ihm wurde verboten, weiterhin in der KPD zu arbeiten.“ „Spätestens von da an“ sei er – so Scherner – „in den Reihen seiner Partei, die er mitbegründet hatte und mit deren Ideen er verwachsen war, eine ‚Unperson‘“ gewesen. (S. 245)

1925 reiste Asiaticus – Scherner meint: „augenscheinlich ‚zur Bewährung‘“ – über Indien nach China und nahm 1926/27 von Guangzhou (Kanton) aus als „Berichterstatter“ am „Nordfeldzug“ teil (S. 245) – jenem Feldzug, mit dem die zu diesem Zeitpunkt revolutionäre Armee der mit der Gongchandang (der KPCh) eine Einheitsfront bildenden Guomindang die Macht der reaktionären Kriegsherren im Norden zu brechen suchte. Er arbeitete mit einigen der wichtigsten internationalen Berater der revolutionären Guomindang zusammen – so mit dem Russen Michail Borodin für die People’s Tribune –, und er gab „zusammen mit Friedrich Lienhard die Zeitschriften der Politischen Abteilung des Hauptquartiers der national-revolutionären Armee, China Correspondence und Chinesische Korrespondenz, heraus.“ (S. 245)

Texte, die er für diese Zeitschriften verfasst hat, bilden den Hauptteil seines eingangs bereits erwähnten Buches Von Kanton bis Schanghai 1926-1927. Dazu er selbst in der Einleitung(geschrieben am 1. Februar 1928):

„In dem Zeitabschnitt von Dezember 1926 bis Mai 1927 stand der Verfasser im Dienste des Zentralkomitees der Kuomintang bzw. ihrer Politischen Abteilung im Hauptquartier der National-revolutionären Armee. In ihrem Auftrage arbeitete er gemeinsam mit dem Genossen Friedrich Lienhard, dem Delegierten der Internationalen Arbeiterhilfe für China, als Redakteur der ‚Chinesischen Korrespondenz‘, die als ‚Organ der Politischen Abteilung des Hauptquartiers der National-revolutionären Armee‘ gegründet und nach der (S. 2) Eroberung von Schanghai als ‚Wochenorgan des Zentral-Exekutiv-Komitees der Kuomintang‘ fortgeführt wurde. Die meisten der hier veröffentlichten Artikel wurden vom Verfasser auf Grund von Aufträgen und Vereinbarungen mit dem Chef der Propaganda-Abteilung der Kuomintang wie auch mit den einzelnen Ministerien der National-Regierung geschrieben. In solcher Funktion war es Aufgabe und Pflicht des Verfassers, die offizielle Meinung der revolutionären Führung der chinesischen und ausländischen Öffentlichkeit gegenüber zu vertreten. Diese Meinung entsprach nicht immer der des Verfassers, konnte aber von ihm solange vertreten werden, solange die Führung der Kuomintang der Entwicklung der revolutionären Kräfte der Arbeiter, Bauern und kleinbürgerlichen Armut und der Entfaltung ihrer Kampftätigkeit gedient hat, und solange der Verfasser in den offiziellen Organen der Kuomintang von ihm gezeichnete Artikel veröffentlichen durfte, die seine persönliche politische Anschauung bereits eindeutig aufzeigen ließ. Mit der Abwendung auch der kleinbürgerlichen Führung der Kuomintang von den wirklichen Interessen der nationalen Revolution und ihrer Träger, des Proletariats, der Bauernschaft und der kleinbürgerlichen Armut, musste auch diese Funktion ein Ende nehmen. Sie fand ihren Ausdruck in der Suspendierung des weiteren Erscheinens der ‚Chinesischen Korrespondenz‘ und mit der offiziellen Mitteilung des Verfassers an die Vertreter des Zentral-Exekutiv-Komitees der Kuomintang, dass er nicht mehr in der Lage sei, ihre Ansichten mit seiner persönlichen Überzeugung zu vereinbaren.“ (S. 3)

„Nach der Niederlage der chinesischen Revolution“ – so Scherner weiter – „erstattete Grzyb Ende Juli 1927 in Moskau Bericht und kehrte nach Deutschland zurück.“ (S. 246)

Scherner macht nun wachsende Differenzen zwischen Asiaticus einerseits und der Komintern-Spitze wie auch der KPD-Spitze andererseits aus. So sei er 1929 „so weit“ gegangen, in der Strategie der Komintern „eine der Ursachen der Niederlage der chinesischen Revolution zu sehen“. (S. 246)

[Vgl. „Bücherschicksale“, Teil I, in: Volksrecht, Offenbach, 18.10.1929. Scherner merkt dazu weiter an:Diese Rezension ist zwar nicht gezeichnet, aber zweifellos von Asiaticus oder auf Grund seines Materials geschrieben. (Forts. des Artikels ebenda, v. 25.10., 2., 9. und 15.11.1929)]

1928 war er Chefredakteur der Zeitung „Der Kämpfer“ in Chemnitz und wurde wegen dort geübter Kritik an der Führung der KPD in der „Sozialfaschismus“-Frage vom Politbüro des ZK der KPD mit 4:3 Stimmen aus der Partei ausgeschlossen.

[Scherner in einer Fußnote:Gegen den Beschluss stimmtenWilhelm Pieck, Hugo Eberlein und Arthur Ewert.Gegen einen gleichlautenden, eine Woche später gefassten Beschluss stimmte Arthur Ewert allein. (S. 246)]

[Anmerkung W. A. zu den Schicksalen dieser drei Mitglieder des Politbüros: Wilhelm Pieck war nach Exil in der Sowjetunion von 1949 bis zu seinem Tode 1961 der erste (und einzige) Präsident der DDR. – Arthur Ewert war in den 1930er Jahren im Auftrag der KI in China und Brasilien unterwegs; er wurde 1935 in Brasilien verhaftet und schwersten Folterungen ausgesetzt, in deren Folge er psychisch schwer erkrankte; er starb 1959 in der DDR in einem Pflegeheim in geistiger Umnachtung. – Hugo Eberlein ging 1936 in die Sowjetunion und geriet dort in den stalinschen Terror: Im Juli 1937 inhaftiert, wurde er am 16. Oktober 1941 erschossen.]

Ende 1928 trat Asiaticus der selbstständigen Partei KPD-Opposition (KPO) bei (S. 246), arbeitete als Redakteur von KPO-Zeitungen wie „Volksrecht“, „Arbeiterpolitik“ und „Gegen den Strom“ und schrieb „Vor allem über ökonomische Probleme Chinas, über Persönlichkeiten wie Sun Yatsen und Feng Yuxiang, über die Beziehungen zwischen China und der UdSSR und zwischen Deutschland und China.“ (S. 247)

Mitte 1932 ging Asiaticus zum zweiten Mal nach China. Wenige Monate später folgte ihm seine Lebensgefährtin Trude Rosenberg.

In den folgenden Abschnitten ihres Aufsatzes setzt sich Scherner mit der Vermutung auseinander, dass Asiaticus mit dem Kundschafter Richard Sorge, der im sowjetischen Auftrag nach China und später nach Japan gegangen war, zusammengearbeitet habe, und kommt zu dem Schluss, dass es „keinen Anlass“ gebe, diese Vermutung zu teilen. (S. 248)

Ausführlich zitiert sie dann einen Brief von Asiaticus – gezeichnet mit Heinz Möller – an die KPD-Vertretung bei der Komintern in Moskau vom 17.8.1936, in dem er seine Arbeit in Shanghai bilanziert. „Meine gesamte Taetigkeit in Shanghai […] war ausschließlich der revolutionaeren Bewegung, getreu im Sinne der Politik der KI. und der KPCh., gewidmet.“ Er verweist auf seine Artikel in der Rundschau, die ungezeichnet erschienen, und die mit „Asiaticus“ gezeichneten in der Izvestija, in der New Yorker China Today, in der Voice of China – sie ist in Shanghai erschienen – „sowie in anderen revolutionären Organen in China“, ferner in der Neuen Weltbühne und in Pacific Affairs. Die Rede ist weiter von einer Arbeit „als staendiger Vertreter fuer die Sowjetpresse“ und von gemeinsam mit Trude Rosenberg übernommenen „vertraulichen“ Aufgaben der chinesischen Vertretung der RGI (Rote Gewerkschaftsinternationale). Außerdem habe er „einige Kurse unter ausländischen und chinesischen Gruppen von Sympathisierenden in Shanghai“ durchgeführt. Die von ihm dafür vorgenommene „Zusammenstellung der Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin zu den Fragen der kolonial-revolutionären Bewegung in Asien“ sei „vom oertlichen Vertreter des EKKI. geprueft und befuerwortet, sowie an das EKKI. weiter geleitet“ worden. Schließlich sei er mit seiner Frau „zum Schutz von verfolgten Genossinnen und Genossen“ tätig geworden. (S. 249)

Dies alles wird – so Scherner – durch verschiedene Quellen bestätigt. Der neuseeländische Schriftsteller Rewi Alley wird als einer dieser Zeugen zitiert – Asiaticus trägt in diesem Bericht den Namen Hans Shippe –, und als Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bildungszirkel nennt Alley Agnes Smedley, Alec Camplin, George Hatem (Ma Haide), Ruth Weiss, Trude Rosenberg, Irene Wiedemeyer, die Sekretärinnen der YWCA Talita Gerlach, Maud Russell, Lil Haas und Cora Deng sowie Cao Liang, Dozent am Medhurst College, und „den holländischen Manager der Buchhandlung ‚Zeitgeist‘.“ (S. 249)

[Rewi Alley: An Autobiography, Beijing 1997, S. 80.]

Einen besonderen Abschnitt widmet Scherner der Zeugenschaft von Ruth Weiss.

[Ruth Weiss: Am Rande der Geschichte. Mein Leben in China, Osnabrück 1999]

Dies ist deshalb von besonderem Gewicht, weil sie sich nicht nur auf die knappen Anmerkungen zu Asiaticus in diesem Erinnerungsbuch stützt, sondern auch auf das – allerdings unveröffentlichte – Manuskript eines Interviews, das Erhard Scherner am 17.2.1991 in Beijing mit Ruth Weiss geführt hat. Demnach hat Ruth Weiss die Aufzeichnungen, die Asiaticus zur Vorbereitung der Treffen des Bildungszirkels in englischer Sprache angefertigt hat, abgetippt und aufbewahrt.

[In einer Fußnote führt Helga Scherner folgende Skripte auf: Tribal Society; The Ancient Asiatic Society or the Patriarchal Slave System; The Rise and the Decline oft he Patriarchal Slave System; The Feudal Times; Merchant’s Capital and Usurers‘ Capital in Ancient and Feudal Times; Summary on the Main Peculiarities of Precapitalist Conditions in Asia; The Rise of Capitalism and the Colonial System; Revolutionary Struggle of Proletariat and Peasentry; Capitalist Mode of Production under Colonial Conditions; Japan’s Struggle for the Conquest oft he Asiatic Market {dieses letzte Manuskript trägt den Datumseintrag January 1936}.]

Die Themen zeigen, mit welch ausführlichem geschichtlichem Rückblick und unter Einbeziehung der Überlegungen von Marx über vorkapitalistische Verhältnisse Asiaticus – so Scherner – sich den „Fragen der Strategie und Taktik der chinesischen Revolution“ zugewandt hatte. Geradezu „besessen“ sei er gewesen, „diese Probleme zu verstehen, zu diskutieren und mitzuhelfen, sie zu lösen“. (S. 250)

3. Im Streit mit Wittfogel und im Visier der faschistischen deutschen Behörden

Im Ramen seiner Zirkelarbeit ist Asiaticus – so schildert es Scherner unter Berufung auf Ruth Weiss – auch mit Karl August Wittfogel, dem bedeutendsten marxistischen deutschen Chinawissenschaftler der 1920er und 1930er Jahre, zusammengetroffen. Ruth Weiss habe im (unveröffentlichten) Interview mit Erhard Scherner bezeugt, dass es kurz vor der Abreise Wittfogels in die USA und kurz vor Ausbruch des japanisch-chinesischen Krieges – also vor dem 7.7.1937 – zu einer „heftigen Auseinandersetzung“ zwischen beiden gekommen sei. Scherner weiter: „Wittfogel hatte in seinem Buch Wirtschaft und Gesellschaft Chinas (1931) ausgehend vom Marxschen Konzept der ‚Asiatischen Produktionsweise‘ die Idee einer auf Wasserbau gegründeten Gesellschaft entwickelt, in der eine zentrale Staatsmacht Mensch und Natur gleichermaßen beherrscht.“ Der „streitbare Mojzes Grzyb“ hingegen habe „die Existenz einer grundlegenden, ausbeutenden Klasse und somit feudale Verhältnisse für China als das entscheidende Charakteristikum“ angesehen (S. 250) – und damit die offizielle sowjetische Sichtweise übernommen.

Diesen Streit zu rekonstruieren, bleibt eine Aufgabe für die Zukunft. Jedenfalls passt er in die viel weiter greifende Auseinandersetzung um das alte China in der kommunistischen Bewegung. Wittfogel hatte – so sagt es Wikipedia – Anfang der 1930er Jahre einige Zeit am Marx-Engels-Institut in Moskau gearbeitet und dort erleben müssen, dass die These einer besonderen asiatischen Produktionsweise, die er 1928 noch mit Eugen Varga und Dawid Rjasanow offen habe diskutieren können, jetzt tabu gewesen sei. Gültigkeit habe nun die (1937 auch von Asiaticus vertretene – W. A.) Feudalismusthese gehabt. Das habe zu einer wachsenden Entfremdung Wittfogels von der KPD beigetragen.

Wikipedia belegt auch zwei Chinareisen Wittfogels: 1932 von Deutschland aus mit Unterstützung der MASch (Marxistische Arbeiterschule) und 1935-37 aus dem Exil in den USA mit Hilfe des International Institute of Social Research. Damit sind die Erinnerungen von Ruth Weiss an die Asiaticus-Wittfogel-Begegnung in Shanghai 1937 bestätigt.

Scherner zeigt nun, welch bedeutsames Nachspiel der Shanghaier Streit hatte: Als in den Jahren 1951/52 auf dem Gipfel der Kommunistenverfolgung in den USA durch den McCarthyismus das McCarran-Committee seine Untersuchungen zu den Kontakten der US-Regierung mit der KPCh in den Jahren 1947/48 durchführte und dabei die Truman-Administration bezichtigte, durch diese Politik „an der Niederlage Jiang Jieshis Schuld gewesen zu sein und sie hingenommen zu haben“ (S. 250), sei im Zusammenhang mit dem „Institute of Pacific Relations“ auch der amerikanische Mongolist und Ostasienwissenschaftler Owen Lattimore angeklagt worden, und Wittfogel, der vom Kommunisten zum Antikommunisten geworden war, habe „gleichsam als Kronzeuge seine Bekanntschaft mit Mojzes Grzyb zum Anlass [genommen], gegen Owen Lattimore auszusagen.“ Grzyb, „von 1936 an Sonderkorrespondent der Zeitschrift Pacific Affairs […], die vom ‚Institute of Pacific Relations‘ herausgegeben wurde“, sei dabei post mortem ebenfalls mit der Anklage überzogen worden, die Zusammenarbeit mit der KPCh unterstützt zu haben. (S. 250)

Der von Scherner im originalen Englisch zitierten Passage der Untersuchungsprotokolle vom Februar/März 1952 zufolge hat Wittfogel ausgesagt, dass sich Grzyb ihm als „Asiaticus-Moeller“ vorgestellt und erzählt habe, dass er aus der KPD ausgeschlossen sei. Er habe jedoch mit dem „großen Vater im Kreml“ seinen „Frieden“ gemacht und in der Sowjetunion wieder ein „gutes Standing“ erlangt – was sich, so Wittfogel weiter, auch darin ausdrücke, dass er für die Izvestija schreiben konnte. „Wittfogel betonte“, schreibt Scherner, „er habe Lattimore ‚the Asiaticus story‘ mehrfach erzählt, der angegeben hatte, Asiaticus zu jener Zeit für einen Sozialisten gehalten zu haben.“ (S. 251)

Das – ob einer als Sozialist oder Kommunist galt – machte in der aufgeheizten antikommunistischen Atmosphäre dieser Anhörungen den entscheidenden Unterschied. Lattimore – so der Kern der Wittfogel-Botschaft – habe seine Warnungen vor dem Kommunisten Asiaticus nicht ernst genommen.

Noch ein anderes Ereignis fällt in die Zeit des Wittfogel-Asiaticus-Streits im Frühjahr 1937: Asiaticus gerät mit dem mit „M. G. Shippe“ gezeichneten, am 10. April in The China Weekly Review in Shanghai erscheinenden Artikel „Nazi-Nippon-Alliance Most Dangerous Threat to China’s Sovereignty“ (Das Nazi-Japan-Bündnis ist die gefährlichste Bedrohung für Chinas Souveränität) ins Visier der deutschen Behörden und Nachrichtendienste in China. Ich verweise hier über Scherners Artikel hinaus auf meinen Text „Asiaticus 1937“, den ich im Jahre 2007 in der Zeitschrift UTOPIE kreativ veröffentlicht habe und der hier auf der Website zu finden ist. – Scherner schließt ihren Abschnitt zum Wirken des Asiaticus mit dem Satz, dass es Grzyb „mit Hilfe seiner Verleger“ gelungen sei, „den Rechercheuren des ‚Deutschen Nachrichtenbüros‘, der ‚Transocean‘ (in den Akten werden die Namen Glimpf und Eigner genannt) und damit letztlich auch der Gestapo zu entkommen.“ (252) Seine Pseudonyme halfen ihm, sein Leben zu retten.

4. Yan’an, Mao, Edgar Snow und Rote Armee

Im letzten Abschnitt ihres Aufsatzes befasst sich Scherner noch einmal mit Asiaticus‘ Verbindungen mit der jüdischen Emigration in Shanghai, zitiert ausführlich die Erinnerungen von Alfred Dreifuß (die hier auf der Website nachzulesen sind) sowie Günter und Genia Nobel (S. 253) und widmet sich dann der Tätigkeit von Asiaticus für die Gongchandang.

Für deren Verständnis sei hier noch einmal die Lage im Jahre 1937 skizziert: Am 7.7.1937 war Japan, das seit 1931 mit der Mandschurei bereits einen wirtschaftlich besonders wichtigen Teil Chinas besetzt hielt und von Januar bis Mai 1932 einen Krieg zur Eroberung Shanghais geführt hatte, auf breiter Front zur umfassenden Aggression gegen China übergegangen. Unter diesen Bedingungen hatten unter dem Druck der Gongchandang die Gongchandang und die an der Regierung befindliche Guomindang die sogenannte „Zweite Zusammenarbeit“ (nach der von der Guomindang 1927 im Blut erstickten ersten) vereinbart, also: eine antijapanische Einheitsfront. Die hielt bis zum Sieg über Japan 1945, blieb aber, weil die Guomindangführung unter Jiang Jieshi (Tschiang Kai-schek) militant antikommunistisch blieb, immer brüchig.

Im Rahmen der Einheitsfront bildete die Gongchandang aus ihrer Roten Armee zwei weiterhin von ihr geführte, aber dem Oberkommando der Guomindang unterstellte Armeen: die „Neue Vierte Armee“ und die „Achte Marscharmee“. Dies ist der Hintergrund, vor dem Scherner schreibt, dass Asiaticus nun „vor allem […] in antijapanische Stützpunktgebiete“ gereist sei, „um über den Kampf der von der KP Chinas geführten Armeen gegen Japan zu schreiben, über den die Guomindang eine Nachrichtensperre verhängt hatte.“ (S. 254)

In diesem Abschnitt seines Lebens nun traf Asiaticus mit den Führungspersönlichkeiten der Gongchandang zusammen und geriet auf diese Weise auch mitten hinein in die Grundsatzdebatten über den Weg der chinesischen Revolution.

Anfang 1938 war das Buch Red Star Over China des US-amerikanischen Journalisten Edgar Snow erschienen.

[Edgar Snow: Red Star Over China, 1938. Die deutsche Übersetzung „Roter Stern über China“ erschien 1970 im März Verlag, Frankfurt a.M. – Im Klappentext der deutschen Fassung heißt es, dass Snow der erste westliche Journalist gewesen ist, der Mao in Yan’an gesprochen hat. Das war 1936. Zitiert wird im Klappentext auch die spätere Einschätzung des bedeutenden US-amerikanischen Sinologen John K. Fairbank, wonach dieses Buch nicht nur „die erste zusammenhängende Darstellung der Geschichte Mao Tse-tungs und seiner Kampfgenossen gibt“, sondern auch „mit Treffsicherheit die zukünftige Entwicklung dieser bis dahin kaum bekannten Bewegung voraussagte“.]

Asiaticus muss es sofort zu Gesicht bekommen, gelesen und sich eine kritische Meinung dazu gebildet haben, denn im Frühjahr 1938 sei er in Yan’an gewesen und habe es dort „auch gegenüber Mao Zedong“ als „zwar exzellente und gut kommentierte Reportage“, aber letztlich „trotzkistisch“ kritisiert. (S. 254) Mao wiederum soll – so Scherner unter Berufung auf eine spätere Veröffentlichung von Snow –

[Edgar Snow: Random Notes on Red China (1936-1945), Cambridge Mass. 1957]

sich „jegliche Kritik an Snows Buch verbeten, ja sie als ‚konterrevolutionär‘ charakterisiert haben“. (S. 254) Die Leserinnen und Leser der Zeitschrift Pacific Affairs erfuhren vom Streit zwischen Asiaticus und Snow ausführlich, denn im Septemberheft 1938 wurden eine Kritik von Asiaticus, die Antwort von Snow und eine erneute Replik von Asiaticus abgedruckt. Snow habe – so Scherner abschließend – für die zweite Auflage seines Buches „relevante Stellen“ verändert. (S. 254)

In den folgenden Jahren traf Asiaticus weitere Mitglieder der Gongchandang-Führung. Scherner berichtet von einer gemeinsam mit Agnes Smedley unternommenen Reise zum Hauptquartier der neuen Vierten Armee im Süden der Provinz Anhui, wo er mit Zhou Enlai, Ye Ting, Chen Yi und Xiang Ying bekannt wurde. (S. 255)

[Als Quelle dafür gibt sie zwei Artikel von Asiaticus in der US-amerikanischen Zeitschrift „Amerasia“ an, die eine wichtige Rolle für jenen Teil der US-Sinologen und -Chinapolitiker spielte, die wie auch Edgar Snow für eine Zusammenarbeit mit der Gongchandang eintraten. Der erste dieser Artikel trug die Überschrift „Chou En-lai on the New Stage oft he Anti-Japanese War“, Vol. III, No. 4, June 1939; der zweite „The Yangtze Triangle Guerilla War“, Vol. III, No. 6, Aug. 1939. – Als chinesische Quelle nennt Scherner einen 1990 publizierten Aufsatz von Shen Qizhen, seinerzeit Leiter der Sanitätsabteilung der Neuen Vierten Armee, unter dem Titel „Yi laoyu Xibo“ {Erinnerungen an meinen alten Freund Grzyb}, in: Zhandou zai Zhonghua dadi – Hansi Xibo zai Zhongguo {Kampf auf chinesischer Erde – Heinz Grzyb in China}, Jinan 1990. Ebenfalls in diesem Band finden sich von Gu Mu der Artikel „Shenqie huainian Hans Xibo tongzhi“ {Herzliches Gedenken an Genossen Heinz Grzyb} und von Wang Huo „Xibo lieshi zhuanlüe“ {Der Märtyrer Heinz Grzyb – Biographische Skizzen}, auf die sich Scherner ebenfalls stützt.]

Später – nach einem Überfall von Guomindangverbänden auf das Hauptquartier der Neuen Vierten Armee im April 1941 – durchquerte Asiaticus Scherner zufolge gemeinsam mit Trude Rosenberg von Japan besetzte Gebiete, um nach Nord-Jiangsu zum dortigen Stützpunkt der Armee zu gelangen, wo er auf Liu Shaoqi traf und sich mit ihm „ausführlich über Fragen der chiniesischen Revolution“ austauschte. (S. 255) Im September 1941 kam er dann nach Shandong zur Achten Marscharmee. Die dort stationierten Einheiten wurden jedoch im Herbst von japanischen Truppen umzingelt und aufgerieben; Mojzes Grzyb-Asiaticus fiel am 30. November 1941. (S. 255)

Helga Scherner beschließt ihren Aufsatz mit den Worten: „Wer sich mit dem Leben und dem Werk von Mojzes Grzyb befasst, begegnet einem Zeitzeugen, der wie kaum ein zweiter Europäer während verschiedener Etappen der chinesischen Revolution in Bereiche vorgestoßen ist, die anderen unzugänglich blieben. […] (S. 255) Sein früher Tod an der Seite des für nationale und soziale Befreiung kämpfenden chinesischen Volkes entsprach der Konsequenz seines Lebens.“ (S. 256)