Mit dem Aufsatz "Hans Shippe - ein in Shandong gefallener deutscher Freund" des Historikers Zhu Maoduo gelangte 1991 erstmals eine zusammenhängende Darstellung der chinesischen Sicht auf Asiaticus in deutscher Sprache nach Deutschland. Anlass war eine Konferenz zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen an der Freien Universität Berlin. Es war dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die Erinnerung an Asiaticus - Heinz Möller, Heinz Grzyb, Hans Shippe, Xi Bo - als einen der herausragenden Akteure dieser Geschichte lebendig zu halten.

Über Asiaticus 1991: Zhu Maoduo

Zhu Maoduo

Hans Shippe: Ein in Shandong gefallener deutscher Freund

in: Kuo Heng-yü, Mechthild Leutner (Hg.), Deutsch-chinesische Beziehungen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Beiträge des Internationalen Symposiums in Berlin, Berliner China-Studien 19, München 1991, S. 345-366

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                                                                                        Von Europa nach Asien, die Yimeng-Berge mit Blut getränkt 

Mit der Öffnung Chinas vor mehr als 100 Jahren kamen allmählich immer mehr Abendländer ins Land. Shandong als Küstenprovinz zog dabei unvermeidlich die gierigen Blicke der abendländischen Mächte auf sich. Im März 1869 stellte der deutsche Geograph Ferdinand von Richthopfen umfangreiche Untersuchungen zu Topographie, Sitten und Gebräuchen, Produkten und Naturvorkommen an. Zehn Jahre später ging der deutsche Missionar Jean Baptiste Anzer zusammen mit anderen in das arme und entlegene Gebiet Shandongs. Im August 1897 kam es zum „Zwischenfall von Juye“. Die Ermordung zweier deutscher Missionare als Vorwand benutzend, besetzte Deutschland gewaltsam die Jiaozhou-Bucht. Am 6. März 1898 wurde offiziell der „Chinesisch-deutsche Pachtvertrag über Jiaoan (d. i. Jiaozhou) abgeschlossen. Shandong war Schritt für Schritt zum Einflussbereich Deutschlands geworden und verschrieb sich ihm ganz. Gemäß diesem Vertrag verlegte Deutschland in Shandong Eisenbahnlinien, beutete Bodenschätze aus, baute Schulen, errichtete Kirchen und betrieb eine intensive Infiltration auf politischem, militärischem, ökonomischem und kulturellem Gebiet. Es machte Shandong zu einem wichtigen expansionistischen Stützpunkt Deutschlands in Fernost.

Seitdem Deutschland in Shandong eingedrungen war, wehrte sich die Bevölkerung der Provinz dagegen. Der „Zwischenfall von Rizhao“ rief den Widerstand der Einwohner von Yiozhou gegten die ausländische Religion hervor. Danach entwickelte sich in ganz Shandong die „Gesellschaft der Großen Schwerter“ und die „Yihetuan-Bewegung“. Von 1898 bis zum

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Ende des Ersten Weltkrieges wurde dieser Kampf niemals eingestellt.

Seit dem 19. Jahrhundert gab es sowohl Aggressionen und Plünderungen und den Widerstand dagegen, wie auch die Geschichte des friedlichen freundschaftlichen Verkehrs zwischen Shandong und Deutschland. Der Kampf der Bevölkerung Shandongs gegen die Aggressionen des deutschen Imperialismus wurde von vielen aufrichtigen Deutschen unterstützt. Etliche kamen nach Shandong, brachten abendländische Kultur, Wissenschaft und Technik, machten im gleichen Zuge das deutsche Volk mit der Kultur Shandongs bekannt und trugen so zur Förderung des Kontaktes zwischen beiden Völkern bei. Manche Deutsche nahmen direkt am Kampf des chinesischen Volkes für die nationale Befreiung teil.

Dieser Beitrag soll einen deutschen Freund vorstellen, der in Shandong sein Leben für die Befreiung des chinesischen Volkes gab. Er wurde in Shandong beigesetzt. Bis heute hat die Bevölkerung sein Andenken bewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben.

Ich spreche von Hans Shippe (Grszyb).

Hans Shippe wurde am 13. Juni 1897 in Krakow geboren. Nachdem er die Universität absolviert hatte, arbeitete er bei der Behörde für Medizin und Hygiene in Deutschland. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war er als Journalist tätig und schrieb unter dem Pseudonym Heinz Möller Artikel, die in der deutschen, englischen und US-amerikanischen Presse veröffentlicht wurden.

Schon früh interessierte sich Shippe für Fragen des fernen Ostens und Chinas. Ende Mai 1925 kam er von Europa aus über viele Stationen nach Shanghai. Kurze Zeit später brach in Shanghai die „Bewegung des 30. Mai“ aus. Shippe untersuchte eingehend „Das Massaker des 30. Mai“ und die Arbeiterbewegung. In einem Artikel sagte er darüber:

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„Ich habe noch nie ein so große Tat des chinesischen Proletariats gesehen. Zuerst Studenten, dann sogar Händler, Unternehmer, Bankiers wurden in den großangelegten Streik einbezogen (…). Ich erinnere mich, dass die Zahl der am Streik Beteiligten in der englischen Presse mit etwa 30.000 angegeben wurde, danach mit jedem Tag zunahm, von 100.000 bis auf 400.000 stieg, bis am sechsten Tag auch die Beschäftigten der Auslandspresse in den Streik traten (…). Was mich persönlich betrifft, so hat dieser Tag, der 30. Mai, den tiefsten Eindruck hinterlassen. Die Arbeiterbewegung Westeuropas ist nicht im entferntesten mit dieser Bewegung vergleichbar.“ (Wang Tingyue/Fu Yigui: Guoji youren Hanse Xibo zai Shanghai de hudong {Die Tätigkeit des internationalen Freundes Hans Shippe in Shanghai}, in: Shanghai dangshi ziliao tongxun {Materialien zur Shanghaier Parteigeschichte} 8 {1988}. S. 14f.)

Shippe hatte mit eigenen Augen den Kampf vor und nach dem „Massaker des 30. Mai“ gesehen und würdigte ihn: „Das Shanghaier Proletariat demonstrierte furchtloses Heldentum.“ (Xibo wenji {Schriften von Shippe}, hrsg. v. Shandong sheng zhong gong dangshi renwu yanjiuhui {Forschungsgesellschaft für Personen aus der Geschichte der Kommunistischen Partei in Shandong}, Jinan 1986, S. 19)

Ab Dezember 1926 arbeitete er im Organ der Politischen Abteilung des Hauptquartiers der national-revolutionären Armee, war als Redakteur der von der Politischen Abteilung herausgegebenen englischen Zeitschrift „Chinesische Korrespondenz“ tätig. Die meisten seiner Artikel schrieb Shippe nach Konsultationen mit maßgeblichen Verantwortlichen des Propagandaministeriums des Komitees der Guomindang und der verschiedenen Ministerien der Nationalregierung. Sie verbreiteten die Positionen der revolutionären Nationalarmee.

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Wegen des Verrats des rechten Flügels der Guomindang an den drei revolutionären Positionen Sun Yatsens (Zusammenarbeit mit Russland, Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei und Unterstützung der Bauern und Arbeiter) konnte die Herausgabe der „Chinesischen Korrespondenz“ nicht fortgesetzt werden. Ende Mai 1927 sah Shippe deutlich, dass Wang Jingwei zur offenen konterrevolutionären Tätigkeit tendierte. Daraufhin teilte er den Vertretern des zentralen Exekutivkomitees der Guomindang mit, „dass er nicht mehr in der Lage sei, ihre Ansichten mit seiner persönlichen Überzeugung zu vereinbaren“ (Xibo wenji, S. 9). Er trat von seinem Amt in Wuhan zurück und kehrte empört über Shanghai nach Europa zurück.

Wieder in Europa, verfolgte Shippe weiterhin aufmerksam die Lage in China. Er stellte seine Artikel, die er in China geschrieben hatte, und wichtige Dokumente des Nordfeldzuges zu einem Buch mit dem Titel “Von Kanton nach Shanghai“ unter dem Pseudonym „Asiaticus“ zusammen. Es erschien im Februar 1928 in Berlin in deutscher Sprache. Darin berichtete er ausführlich von den stürmischen revolutionären Kämpfen in China von der „Bewegung des 30. Mai“ bis zur Niederlage des „Ersten Revolutionären Bürgerkrieges“. Er war fest davon überzeugt:

„Die chinesische Revolution lebt und kämpft, und der Sieg der Hunderte von Millionen der städtischen und ländlichen Armut in China ist trotz zeitweiliger Rückschläge historisch unabwendbar. Die chinesische Revolution bildet schon jetzt eines der heldenmütigsten und erfahrungsreichsten Kapitel des Kampfes der Unterdrückten und Ausgebeuteten der ganzen Welt.“ (Xibo wenji, S. 10)

Dieses Werk war nicht nur wichtig für das tiefere Verständnis der Situation in China, sondern auch ein bedeutendes Dokument für das Studium des „Ersten Revolutionären Bürgerkrieges“.

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Shippes Artikel „Kanton und Nanking“, „Das chinesische Rätsel“ u. a. wurden in den Zeitschriften „The Labour Monthly“ und „Weltbühne“ abgedruckt. Sie enthielten seine Ansichten über Gegenwart und Zukunft Chinas.

Nach den „Ereignissen vom 18. September“ 1931 [gemeint ist der „Mukden-Zwischenfall“ – ein Sprengstoffanschlag auf die Südmandschurische Eisenbahn, den die Japaner als Vorwand für die Besetzung der gesamten Mandschurei und im März 1932 für die Gründung des Satellitenstaates Manzhouguo nutzten – W. A.] enthüllte und verurteilte Shippe die aggressive Politik des japanischen Imperialismus gegenüber China in einem Artikel in der „Weltbühne“. [Den gemeinten Artikel konnte ich bisher nicht finden – W. A.] In dieser Zeit formierte sich der Widerstand gegen die japanische Invasion. Um sich eingehend mit der neuen Lage in China und in Fernost zu befassen, kam Shippe im Herbst 1932 wieder nach China und ließ sich in Shanghai nieder. Kurze Zeit später folgte ihm seine Frau Trudy Rosenberg. Nach der Ankunft in Shanghai trat Shippe der Amerikanischen Gesellschaft für den Pazifik bei und wurde von der Zeitschrift der Gesellschaft, „Pacific Affairs“, als Sonderkorrespondent in Fernost angestellt. Unter dem Pseudonym „Asiaticus“ veröffentlichte er in dieser Zeitschrift, im englischen „Manchester Guardian Weekly“ und einigen Zeitschriften in Shanghai viele Meldungen und politische Essays über chinesische und asiatische Probleme. Mit scharfer Feder attackierte er die aggressiven Ambitionen des japanischen Imperialismus und charakterisierte die Politik Englands und der USA, die Japan zur Aggression ermutigten und nach einem Kompromiss mit Japan suchten.

Als die „Ereignisse des 7. Juli“ 1937 [gemeint ist der „Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke“ – ein bewaffneter Zusammenstoß zwischen japanischen und chinesischen Truppen am westlichen Stadtrand von Peking, der von Japan zum Anlass des Beginns seiner umfassenden Aggression gegen China genommen wurde – W. A.] stattfanden, war Shippe gerade in Shanghai. Mit großer Anteilnahme verfolgte er den Kampf der chinesischen Nation und das Entstehen der Bewegung zur Rettung des Vaterlandes im chinesischen Volk. Mit Befriedigung ah er die Guomindang und die Kommunistische Partei im Kampf gegen die japanische Invasion wieder zusammenarbeiten und sich zusammenschließen. Mühen und Gefahren nicht achtend, ging er an die Front und ins Hinterland, hielt Reden und verfasste Artikel. Er richtete Appelle an die Völker der Welt, den gerechten Kampf des chinesischen Volkes zu unterstützen. Um wahrheitsgetreu vom

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Widerstandskrieg berichten zu können, entschloss er sich, ins Stützpunktgebiet der Achten Armee und der Neuen Vierten Armee zu gehen.

Im Frühling 1938 kam Shippe in Wuhan an. Mit Hilfe der Dienststelle der Achten Armee in Wuhan begab er sich nach Yanan. Dort empfing ihn Mao Zedong und führte mit ihm ein vertrauliches Gespräch. Während des Aufenthaltes in Yanan traf Shippe sich mit vielen Kadern und Einwohnern und nahm an Versammlungen und Aktivitäten teil. Er brachte seine Anerkennung für die aufrichtige und uneigennützige Politik der Einheitsfront der Kommunistischen Partei Chinas zum Ausdruck, würdigte den großen Einsatz der breiten Massen und war zuversichtlich für den nationalen Befreiungskrieg.

Im Februar und März traf Shippe die amerikanische Schriftstellerin Agnes Smedley und andere ausländische Freunde. Begleitet vom Verantwortlichen der Abteilung für Gesundheitswesen der neuen Vierten Armee, Shen Qizhen, ging er von Shanghai in den Kreis Yunling der Provinz Anhui, wo sich das Hauptquartier der neuen Vierten Armee befand und recherchierte dort. Er traf sich mit Zhou Enlai und den Verantwortlichen der neuen Vierten Armee, Ye Ting, Xiang Ying, Chen Yi u. a. Im April des Jahres wurde sein Artikel „The Yantze Triangle Guerrilla War“, den er im Hauptquartier der neuen Vierten Armee geschrieben hatte, in der Zeitschrift „Amerasia“ veröffentlicht. Der Aufsatz behandelte die Gründung und Formierung der neuen Vierten Armee. Er schrieb:

„In the meantime the New Fourth Army had won the confidence oft he people, poor and wealthy alioke, by ist douring attacks against the uncomparably better equipped enemy, and by ist mass propaganda and ist care fort he interests oft he people. (…) as the New Fourth Army has proved that ist only aim ist o resist the invaders. Guerrilla victories have encouraged the peasant population and the discipline of a real Peple’s army has overcome all fears of banditry and united the army with the people. The operations oft he New Fourth Army in the occupied zone overcame

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the feeling of despair, revealed what could be done by a national United Front and made it possible to hope for a first victory, with liberation from the invaders and the reconstruction of a New China.“ (Xibo wenji, S. 381f.) [Original: The Yangtze Triangle Guerrilla War, By „Asiaticus“, in: Amerasia, August 1939, Vol. III, No. 6, p. 275-281, hier p. 278].

Am Schluss des Artikels hoffte er:

„From unification of all the Chinese armies under the sole command of Generalissimo Chiang Kai-shek, the great struggle for he existence oft he Chinese nation has already led to a closer and more organic connection between the armies and the people.“ (Xibo weniji, S. 383) [Original: S. 281].

Im Juni des gleichen Jahres publizierte er in „Amerasia“ den Beitrag „Über die neue Phase des Widerstandskrieges gegen die japanische Aggression von Zhou Enlai“. Er referierte darin die Schwerpunkte eines Vortrages von Zhou Enlai, den er im Hauptquartier gehört hatte: China hatte die erste Phase des antijapanischen Widerstandskrieges abgeschlossen. Der Widerstand des ganzen Volkes auf der Grundlage der Einheitsfront hatte die Blitzkriegstaktik Japans vereitelt und machte Japans Plan des schnellen Kampfes und der schnellen Entscheidung zunichte. China war bereits in die zweite Phase, den langwierigen Krieg, eingetreten, ging mit der Taktik der Verbindung des regulären Krieges und des Guerillakrieges gegen die Aggressoren vor, verhinderte und durchkreuzte alle Anstrengungen, die auf einen schnellen Kampf und eine schnelle Entscheidung gerichtet waren, machte die neue Politik der Verstärkung der politischen und ideologischen Aggression unwirksam und führte den Widerstandskrieg dem Sieg entgegen. Den Widerstandskampf einzustellen, bedeutete Zusammenbruch der Nation.

In diesem Artikel zeigte Shippe der ganzen Welt: China hatte in der ersten Phase des antijapanischen Widerstandskrieges einen großen Sieg errungen. Wenn es den langwieri-

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gen Krieg führen konnte, musste es letztendlich siegreich aus dem Kampf hervorgehen.

Im Januar 1941 kam es zum „Ereignis in Südanhui“. Der Korpskommandeur der neuen Vierten Armee, Ye Ting, wurde in Haft gehalten, der Politische Kommissar Xiang Ying war gefallen. Danach wurde die neue Vierte Arm ee aufgelöst. Die Artikel von Shippe „Autobiography of General Yeh Ting“, „China Internal Friction Aids Japan“ u. a. erschienen. Er deckte wie wahren „Ereignisse“ auf und appellierte:

„Entlasst Ye Ting und stellt die Angriffe gegen die Neue Vierte Armee und die Achte Armee ein! Das ist eine vorrangige Bedingung für die Fortsetzung des antijapanischen Widerstandskrieges und die Gründung des neuen, freien, demokratischen China.“ (Xibo wenji, S. 403).

Um von der Lage der neuen Vierten Armee zu berichten, kam Shippe mit seiner Frau, Arzneimitteln, Papier und Schreibmaschine als Arzt, sie als Krankenschwester, über dichte Blockadelinien der japanischen Armee von Shanghai bis in den Kreis Yancheng der Provinz Jiangsu. Dort befand sich das Hauptquartier der reorganisierten Neuen Vierten Armee. Er traf sich mit deren neuen Führern Liu Shaoqi, Chen Yi, Su Yu u. a. Während seines Aufenthaltes in Nord-Jiangsu stattete er besuche ab, nahm an Versammlungen teil, hielt Reden und schrieb. Er verfasste ein etwa zweihundertseitiges Buch mit dem Titel „Die Achte Armee und die Neue Vierte Armee im Widerstandskrieg Chinas“ und „Behind the Japanese Lines in Central Asia“, die nacheinander in der September- und Oktoberausgabe der „Amerasia“ erschienen. In einem der Berichte formulierte Shippe:

„In the whole lower Yangtze valley behind the Japanese lines, I was impressed with the evidence, manifested in numerous ways, that the New Fourth Army ist he most popular Chinese national force fighting the japanese invaders. Not only the Chinese people within the Japanese lines of communications in this zone but

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also those behind the lines and thos in the non-ocdcupied regions, both in the cities and in the countryside, know this army and are proud o fit as heroic symbol oft he Chinese determination to overcome the Japanese invasion. It is no exaggeration to say that more than hundred million Chinese are aware oft he New Fourth’s loyalty to the cause oft he united front, how this Army cares fort he people, educates and guides them, and the great contribution made by this Army in spite of ist lack of adequate clothing, housing and military equipment.“ (Xibo wenji, S. 409f.). [Original: New Fourth Army Area Revisited, by Asiaticus, in: Amerasia, September 1941, Vol. V, No. 7, p. 287-294, Hier: p. 291]

In diesem Artikel zitierte er Liu Shaoqi, den politischen Kommissar der neuen Vierten Armee:

„It is a fact that our Army is recognized by the majority oft he whole nation. And since the people recognize the New Fourth Army, the nonrecognition of it by the government can only be temporary. This crisis must and will be overcome and the intrigues oft he pro-Japanese elements will be frustrated. Only then will there be a bright future fort he anti-japanese united front. (Xibo wenji, S. 414). [Original: Amerasia, September 1941 … p. 294].

Im Aufsatz „Behind the Japanese Lines in Central Asia“ behandelt Shippe hauptsächlich die demokratische Regierung, die von den unter der Führung der Neuen Vierten Armee stehenden breiten Massen gegründet wurde, den Volksrat und die Senkung von Pacht und Zinsen. (Es handelte sich um Landreformmaßnahmen in den befreiten Gebieten während des Antijapanischen Widerstandskrieges.) In der Schrift heißt es:

„The territory controlled by the New Fourth Army lies between the Yangtze and the Yellow River, behind the Japanese lines, and includes parts of Kiangsu, Honan, Anhwei and Hupeh provinces. Under the guidance oft he New Fourth Army, millions of Chinese living in this region are organiszing themselves for resistance against the Japanese and the puppet troops of Wang Chingwei. They have established their own Ani-japanese Salvation Unions, Self-Defence Corps, and guerrilla units, and have reorganized their local governments on an antijapanese and united front basis

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establishing People’s Political Councils an intriducing democratic processes of government.“ (Xibo wenji, S. 419). [Original: Behind the Japanese Lines in Central Asia, by Asiaticus, in: Amerasia, October 1941, Vol. V, No. 8, p. 355-360, hier: p. 355].

Am Schluss des Artikels bemerkte Shippe:

„This moment for a ‚new democracy‘ which has already united millions of Chinese in the struggle against Japan is thus designed to stimulate political, economic, and cultural activity and thereby overcome the weakness, backwardness and inertia oft he people, in order that national disaster may be averted. (…) that it is only through this sepcial form of democratic process that China can hope to win real national independence.“ (Xibo wenji, S. 426). [Original: Amerasia, October 1941 … S. 360].

Diese Artikel von Shippe machten nicht nur die ganze Welt mit dem Stützpunkt und erbitterten Kampf der Neuen Vierten Armee gegen die japanische Armee und die Marionettentruppen bekannt, sondern waren ebenso eine große Ermutigung für die unter schwierigen Bedingungen kämpfende Neue Vierte Armee.

Durch diesen Besuch in Nord-Jiangsu erhielt Shippe tieferen Einblick in den Widerstandskampf der chinesischen Armee und Bevölkerung im Hinterland des Feindes. Um sich über die Aktivitäten der Achten Armee im Hinterland in Shandong zu informieren, entschloss er sich, zum Stützpunkt nach Shandong zu gehen und Interviews zu führen. Die Führer der Neuen Vierten Armee warnten vor den Beschwerlichkeiten des Weges und der für ihn gefährlichen „Säuberungsaktion“ der Japaner, mit der bald zu rechnen war, und rieten ihm, vorläufig nicht zu gehen. Shippe sagte ausdrücklich:

„Gerade darum möchte ich gehen. Dorthin war noch nie ein ausländischer Journalist gekommen. Man brauchte mich dort dringender.“ (Gu Mu: Shenqie huainian Hanse Xibo tongzhi {Genossen Hans Shippe ein herzliches Andenken bewahren}, in: Dangshi ziliao tongxun {Materialien zur Parteigeschichte} 5 {1987}, S. 4).

Shippe beriet sich mit seiner Frau Trudy Rosenberg, und sie beschlossen, dass sie erst nach Shanghai zurückkehren

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Sollte, damit seien Artikel so schnell wie möglich ins Ausland geschickt und gedruckt werden konnten. Shippe ging ohne seine Frau nach Norden. Die Leitung der Neuen Vierten Armee respektierte seine Entscheidung und schickte eine Truppe, die ihn über den alten Großen Kanal und die Eisenbahnlinie von Lianyungang bis Lanzhou nach Shandong eskortierte.

Am 12. April 1941 kam Shippe und seine Begleitung im Divisionshauptquartier der 115. Division in Shandong an. Unterwegs wurde er von der Shandonger Bevölkerung herzlich begrüßt. Er sagte zu Gu Mu, der ihn empfing:

„Ich bin ganz wie ein Star. Man folgt mir, umringt mich, freundliche Augenpaare sehen mich an, als wäre ich ein Gast aus einer anderen Welt. Dabei habe ich ein vertrautes gefühl, als würde ich nach Hause kommen. Ich bin froh, die Armee und Bevölkerung Shandongs kennenzulernen. Mein Wunsch wurde Wirklichkeit.“ (Gu Mu … S. 4).

Der politische Kommissar der 115. Division, Luo Ronghuan, und andere führende Funktionäre empfingen ihn herzlich. Shippe sagte:

„Ich bin glücklich, mit der Armee und Bevölkerung Shandongs zusammentreffen zu können. Das ist ein Zusammentreffen von Kampfgefährten und nahen Verwandten.“

Am 25. September stand in der „Massenzeitung“ vom Stützpunktgebiet gegen die japanische Aggression eine Meldung mit dem Titel „Der deutsche Schriftsteller Shippe ist in Süd-Shandong angekommen. Alle Kreise bereiten sich auf die Begrüßung vor“. In der Meldung wurde festgestellt:

„Seit dem Beginn des Widerstandskrieges ist Herr Shippe der erste ausländische Journalist in Süd-Shandong.“ (Dazhong Ribao {Massenzeitung} vom 25.9.1941.)

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Am 4. Oktober, anlässlich des chinesischen Mondfestes, veranstalteten Armee und Bevölkerung einen Begrüßungsabend für Shippe. Während des Abends erzählte Shippe begeistert von seinen eigenen Erlebnissen, blickte auf den Verlauf des gemeinsamen Kampfes mit dem chinesischen Volk zurück. Er sagte:

„Diesmal ins feindliche Hinterland zu kommen, ist eine der besten Reisen meines Lebens. Mit Hilfe der Achten Armee und der neuen Vierten Armee konnte ich mich ungehindert im ausgedehnten chinesischen Hoheitsgebiet bewegen. Die Achte Armee und die neue Vierte Armee sowie viele demokratische Persönlichkeiten haben es mir so bequem und angenehm wie nur möglich gemacht, wie es sich viele ausländische Journalisten nicht vorstellen können.“

Zum Schluss versicherte er:

„Ich werde unbedingt alles, was ich persönlich erlebt habe, wahrheitsgetreu nicht nur den Völkern der Welt, sondern auch den ausländischen Journalisten berichten, die sich mit China beschäftigen. Ich werde ihnen sagen: Wer das heutige China kennenlernen will, wer verstehen will, wie das chinesische Volk heroisch gegen seinen Feind kämpft, der muss selbst ins feindliche Hinterland kommen.“ (In: Dazhong Ribao {Massenzeitung} vom 10.10.1942). [Das ist offensichtlich ein Druckfehler; es muss wohl 1941 heißen – W. A.]

Nach weniger als zwei Monaten in Shandong schrieb er bereits den Bericht „Die Reise durch das von Japan besetzte Gebiet“ und zwei lange Reportagen: „Die Achte Armee in Shandong“ und „Kämpft um Zurückgewinnung Shandongs!“. Darüber hinaus verbesserte und ergänzte er mit neuem Material sein in Nord-Jiangsu geschriebenes Manuskript „Die Achte Armee und die neue Vierte Armee im Widerstandskrieg Chinas“. In diesen Werken schrieb er:

„Außer dem demokratischen Zusammenschluss gibt es keine andere Möglichkeit, den Widerstandskrieg zu führen und erfolgreich zu beenden. (…) wenn es keine Kommunistische Partei, Achte Armee und Neue Vierte Armee gäbe, die den Kampf im Hinterland des Feindes beharrlich weiterführen, wäre die heutige Lage des Widerstandskrieges in China undenkbar.“

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Er glaubte:

„Alle Handlungen gegen die Kommunistische Partei, die Achte Armee und die neue Vierte Armee, ungeachtet aller Vorwände, dienen dem Feind.“

Er bekannte, dass er

„für die Politik des demokratischen Zusammenschlusses und der Weiterführung des Widerstandskrieges kämpfen wird.“ (In: Dazhong Ribao {Massenzeitung}vom 7.7.1942, S. 5) [Das ist ein interessantes Datum; Shippe lebte schon nicht mehr. Der 7.7.1942 war der 5. Jahrestag des Beginns der umfassenden Aggression Japans und damit des Antijapanischen Widerstandskrieges. Möglicherweise handelte es sich also um eine Gedenkausgabe der Zeitung – W. A.]

Kurz darauf veränderte sich die Lage im Stützpunktgebiet in Shandong. Der in Linyi stationierte Generalkommandeur der japanischen Armee in China, Hataka Shunroky, zo die japanischen Truppen und Marionettentruppen zusammen und bereitete die „Säuberungsaktion gegen das Stützpunktgebiet in Shandong“ vor. Der Führer der 115. Division, Luo Ronghuan, reagierte darauf mit ständigen militärischen Operationen. Er musste selbst an die Front gehen und den Widerstand gegen die „Säuberungsaktion“ kommandieren. Er war unsicher, wann Shippe wieder mit der Division zusammentreffen würde. Luo beschloss, Shippe zum Parteirevier des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in Shandong zu schicken, da das Führungsorgan etwas weiter vom Feind entfernt und relativ sicher war. Kurze zeit später kam Shippe im Parteirevier an. Gu Mu, verantwortlich für die organisatorische Arbeit der Parteiabteilung in Shandong, war zuständig für Shippes Leben und Arbeit. In dieser Zeit war seine Frau Trudy bei ihm. Shippe begleitete sie zu Bauernhöfen, sah, wie Teigfladen gemacht und auf den Feldern Süßkartoffeln geerntet wurden. Tief beeindruckt war er von der herzlichen Begrüßung durch die Bauern. Das zeitweilig ruhige Leben in der Kriegszone wurde bald von der japanischen „großangelegten Säuberungsaktion“ beendet. Um die Sicherheit der ausländischen Gäste zu gewährleisten, beschloss das Parteirevier des Zentralkomitees in Shandong, seine Frau gleich

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nach Shanghai zurückkehren zu lassen, und redete Shippe zu, auch mitzugehen. Doch Shippe meinte:

„Ich bin dafür, dass Trudy sofort zurückgeht, aber ich werde Shandong nicht verlassen, Ein Journalist in interessanter Position fürchtet sich nicht vor Waffen. Lassen Sie mich hierbleiben!“

So nahm Shippe Abschied von seiner Frau und Kampfgefährtin und blieb in Shandong.

Anfang November 1941 zog der Stab der japanischen Armee fünfzigtausend Mann japanische Truppen und Marionettentruppen zusammen. In elf Routen geteilt, führten sie aus allen Himmelsrichtungen einen Überraschungsangriff auf das Yimeng-Gebiet in Mittel-Shandong. Das Hauptquartier der 115. Division beschloss, vom Küstengebiet in die Yimeng-Region vorzustoßen, um der „Säuberungsaktion“ Widerstand entgegenzusetzen. Die Leitung des Stützpunktgebietes gegen Japan entschied, dass Shippe vorläufig in ein sicheres Gebiet gehen sollte, doch er lehnte das ab:

„Gerade in diesem Augenblick braucht man mich. Ich muss mit den Soldaten zusammen sein, um von den Heldentaten dieses Kampfes berichten zu können.“

In tiefer Nacht brach Shippe mit den Leitungen der 115. Division und des Parteireviers des Zentralkomitees auf und kam, gedeckt vom Sonderbataillon des Divisionshauptquartiers, die Flüsse Yi und Shu überquerend, durch die vom Feind eingeschlossene Yi-Shu-Ebene am frühen Morgen des nächsten Tages am Fuß des Yimeng-Gebirges an.

Aus eigenem Antrieb suchte er sofort den Bauernverein, den Frauenverein u. a. auf, stellte Recherchen über die antijapanischen Aktivitäten und die Wirtschaftslage an. Er hatte gerne Umgang mit dem Volk. Manchmal half er beim Schälen der Hirse und behandelte die Kinder in den Dörfern. Besonders gerne war er mit den Mitgliedern des Kinderverbandes zusammen, hörte sie antijapanische Lieder singen, sah die Kinder Lanzen mit roten Troddeln in der Hand haltend Wache

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Stehen. Die Kinder nannten ihn „Onkel Lao Xi“ („Xi“ ist die erste Silbe seines chinesischen Namens und steht für „Shippe“). In dieser Zeit trug Shippe die Uniform der Achten Armee, zog Stoffschuhe für das Klettern in den Bergen an, war mit der Truppe schon über einige Berge von einem Dorf zum anderen gezogen und wurde von der einheimischen Armee und Bevölkerung liebevoll der „ausländische Soldat der Achten Armee“ genannt. Die Leitung des Stützpunktgebietes teilte ihm ein Pferd zu. Er ritt jedoch nei darauf. Das Pferd trug entweder Gepäck, Kriegsgerät oder verletzte oder kranke Soldaten. Eines Tages während eines Marsches bekam er blutige Blasen an den Füßen. Alle rieten ihm zu reiten. Lachend sagte er:

„Das macht nichts. Diese Truppe ist eine kampferprobte Truppe. Es ist eine große Ehre, Mitglied dieser Truppe zu sein und mit allen zusammen gegen den Feind zu kämpfen.“

Manchmal kämpfte die Truppe an einem Tag mehrmals gegen den Feind, legte in einem Eilmarsch in einer Nacht mehr als fünfzig Kilometer zurück, trank und aß nichts. Shippe war nie zaghaft, streng mit sich selbst, bestand die Prüfungen des Krieges. Der Kampf wurde immer heftiger. Die Truppenleitung schickte wieder eine ausgewählte Gruppe, die Shippe in sicheres gebiet geleiten sollte. Dankend lehnte er ab:

„Ich bin hierhergekommen und gehe nicht fort. Ich werde bleiben und mit allen zusammen kämpfen. In der einen Hand werde ich die Feder halten, in der anderen das Gewehr.“ (Die Yimeng-Berge mit Blut getränkt, hrsg. Von Shandong Linyi lieshi lingyuan {Heldenfriedhof von Linyi, Shandong}.

Am Abend des 4. November wurden das 115. Divisionshauptquartier, die Leitung des Parteireviers des Zentralkomitees in Shandong und das Sonderbataillon zusammen mit dreitausend Mann in der Gemeinde Liutian im Kreis Yinan von japanischen Truppen und Marionettentruppen eingekreist. Der

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Feind versuchte mit überlegenen Kräften den Kommandostab abzuriegeln, anzugreifen und mit einem Schlage zu vernichten. Am Nachmittag des 5. November berief der politische Kommissar der 115. Division, Luo Ronghuan, in Zhangjiagu, einem Bergdorf nahe Liutian, eine Dringlichkeitssitzung ein. In dieser Beratung wurde das Konzept zur Durchbrechung der Einkreisung diskutiert und die Truppen verteilt. Shippe nahm auf Einladung an dieser Sitzung teil. Gegen Abend versammelten sich mehr als dreitausend Mann am Ufer des Flusses Dongwen und begannen, in südwestlicher Richtung den Einschluss zu durchbrechen. Um sieben Uhr abends brachen die Truppen auf. Als sie im Dorf Zhangzhang ankamen, in dem die erste Blockadelinie des Feindes lag, entzündete der Feind auf den umliegenden Bergen Feuer. Weil die Truppen die Geländeverhältnisse gut kannten, stießen sie gutgeordnet zwischen den bergen durch, die nicht beleuchtet wurden. Als die Truppen sich der zweiten Blockadelinie näherten, sahen sie Feuer auf den großen und kleinen Bergspitzen und alle zehn Minuten wurden auf den Bergen und unterhalb davon grüne Signalraketen abgeschossen, danach trat Ruhe ein. Als Shippe mit den anderen diese Blockadelinie passierte, erfuhr er erst, dass die Späher der Achten Armee vorher geräuschlos die Patrouille des Feindes am Fuß des Berges getötet hatten und dann die vereinbarten Signalraketen zündeten. So konnten die Truppen sicher passieren. In der zweiten Hälfte der Nacht marschierten die Truppen nach Westen, überquerten die Landstraße von Linyi nach Mengyin und durchbrachen ungefährdet die vom Feind schwach kontrollierte dritte Blockadelinie. In der Morgendämmerung kamen sie sicher durch die drei „Eisenwände“ in der Gegend von Wanggou im Kreis Fei an. Der siegreiche Durchbruch begeisterte Shippe. Er sagte:

„Diese Nachte werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Im vergleich zu jedem noch so angenehmen Fest-

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abend des Westens ist diese Nacht bedeutungsvoller und lohnt mehr Erinnerung.“ (Die Yimeng-Berge …)

Er schlug vor, für die vom Hauptquartier der 115. Division herausgegebene „Soldatenzeitung“ einen Beitrag zu schreiben, um das Wunder dieses Durchbruchs, die perfekte Organisation und Disziplin der antijapanischen Armee und Bevölkerung Shandongs zu würdigen. Trotz Müdigkeit saß er auf einem großen Stein und schrieb auf seinen Knien den Aufsatz „Lautloser Kampf“. Bereits kurz danach erschien er auf der Titelseite der „Soldatenzeitung“. Im Artikel war zu lesen:

„Die Organisation dieses Durchbruchs war wunderbar. Die arglistigen und grausamen japanischen Räuber hatten mit ihren Truppen alle Hauptverkehrswege besetzt und wollten uns in Liutian vernichten. Doch wir sind ganz frei und ruhig durch die Reihen des Feindes gegangen und haben uns neben ihm niedergelassen. Es war ein lautloser Kampf. Wir haben nicht geschossen und schon drei Blockadelinien durchbrochen. (…) Der Hauptkommandeur der japanischen Armee, Hataka Shunroky, wütet sicher gerade, rügt seine enttäuschten Taugenichtse: Wohin ist eigentlich die Achte Armee gegangen? Wo sind unsere enormen Kampferfolge? Es war ein Haufen schwarzer Felsen, die von den japanischen Truppen mehrfach umstellt wurden, auf die einige zehentausend Gewehre gerichtet waren. Wenn diese Taugenichtse ihr Essen bekommen, sollten man ihnen eine Spezialität servieren – ein großes Entenei!“ (Die Yimeng-Berge …)

In der letzten Novemberdekade fiel Schnee im Yimeng-Gebiet. Die Kampfhandlungen zwischen den an der „Säuberungsaktion“ beteiligten Japanern und der Armee und der Bevölkerung Shandongs erreichten ihre Höhepunkt. Shippe kämpfte zusammen mit der Truppe im Yimeng-Gebiet. Die Leitung riet ihm mehrmals, Shandong zu verlassen. Doch er meinte:

„Jetzt braucht man mich im Kampf. Ich werde mit euch zusammen bleiben.“ (Die Yimeng-Berge …)

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Um wirksam gegen den Feind vorzugehen, wurden das Hauptquartier der 115. Division und die Parteiabteilung des Zentralkomitees in Shandong sowie das Gardejorps auf einige Staffeln verteilt. Shippe war bei der zweiten Staffel, die im wesentlichen aus dem Arbeitsausschuss der Provinz bestand. Am Abend des 29. November erhielt die zweite Staffel Befehl, sich um den Daqing-Berg an der Grenze zwischen den Kreisen Yinan und Fei zu bewegen. Dort befand sich der Sitz der Zweigstelle der Universität für Militär und Politik gegen Japan in Shandong. Vorher hatte man die Information erhalten, dass es dort keine Aktivitäten des Feindes gäbe. Nach einem nächtlichen Eilmarsch erreichten die Truppen die Gegend um das Dorf Xisuo im Kreis Yinan. Am Morgen des 30. November krachten die Waffen auf den Bergen der Umgebung los. Die zweite Staffel wurde mehrfach von einer gemischten Brigade der japanischen Armee umzingelt. Da die zweite Staffel lediglich über eine Kompanie verfügte, bestand ein ungleiches Kräfteverhältnis. Es wurde eine erbitterte Schlacht. Shippe und Mitglieder der Staffelleitung wurden im Kampf eingesetzt. Die Staffelleitung beschloss, in drei Gruppen geteilt, nach Südwesten durchzubrechen und Shippe zusammen mit der ersten Gruppe vorgehen zu lassen. Doch er war damit nicht einverstanden. Nachdem die erste Gruppe die Umzingelung des Feindes durchbrochen hatte, versuchte die Leitung noch einmal, ihn zu überzeugen, mit der zweiten Gruppe zu gehen. Noch immer weigerte er sich:

„Der Feind hat uns umzingelt. Ich bin entschlossen, bis zum Ende zu kämpfen!“

Daraufhin schloss er sich mit der Pistole in der Hand der dritten Gruppe an, die den Durchbruch wagen sollte. Der Feind deckte sie aus allen Himmelsrichtungen mit starkem Artilleriefeuer ein und blockierte die Bresche. Die Offiziere und Soldaten stürmten Welle auf Welle vorwärts, wehrten in furchtlosem Heldentum mehrmals die Angriffe des Feindes ab. In heftigem Kampf waren Dolmetscher und Leib-

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wächter Shippes nacheinander gefallen. Viele waren verletzt oder einen Heldentod gestorben. Shippe sah die neben ihm gefallenen Kampfgefährten und schoß in Trauer und Zorn mit ihren Waffen auf den Feind. Eine feindliche Kugel traf ihn von hinten und verletzte ihn schwer. Er gab nicht auf, bis er schwer getroffen wurde und schließlich ein Artilleriegeschoss dicht neben ihm einschlug.

Hans Shippe gab am Fuß des Daqing-Berges für die Befreiung des chinesischen Volkes den letzten Blutstropfen. Er wurde 44 Jahre alt.

Hans Shippe legte für die Befreiung des chinesischen Volkes einen weiten Weg zurück. Er kam nach China, kämpfte mehr als zehn Jahre Schulter an Schulter mit dem chinesischen Volk. Er brachte nicht nur dem chinesischen Volk Freundschaft, Sympathie und Unterstützung entgegen, sondern berichtete der ganzen Welt von seinen Heldentaten im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression und rief den Hass der Völker gegen den Faschismus wach. Für eine tatsachengetreue Berichterstattung aus dem Stützpunktgebiet Shandong scheute er keine Mühe, setzte sein Laben aufs Spiel. Er war der erste Journalist, welcher dem Ausland Nachrichten über die großen Verdienste der Armee und Bevölkerung Shandongs im Widerstandskampf gegen Japan sandte. Mehr als einhundert Tage lang kämpfte er gemeinsam mit dem chinesischen Volk, gab sein Leben für die chinesische Nation.

Als die Armee und die Bevölkerung nach dem Kampf den Kriegsschauplatz aufräumten, fanden sie die sterblichen Überreste Shippes. Mit Gewehren in den Händen erwiesen sie ihm die letzte Ehre. Er wurde zunächst dort beerdigt, wo er gefallen war.

1942 errichteten Armee und Bevölkerung Shandongs für Shippe auf dem Ma’an-Berg im Kreis Ganyu ein weißes kegelförmiges

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Denkmal. Der Grabstein trägt eine Inschrift von Luo Ronghuan:

„Für den Internationalismus von Europa und Asien, für den Kampf gegen japanische Räuber die Yimeng-Berge mit Blut getränkt.“

1944 wurden die sterblichen Überreste Shippes vom Daqing-Berg auf den Friedhof für revolutionäre Märtyrer im Dorf Dongleng im Kreis Yinan überführt, und ein Denkmal wurde für ihn errichtet. Nach der Gründung der VR China wurde er am 9. Oktober 1963 auf dem Heldenfriedhof im Gebiet Linyi beigesetzt und ein würdevolles Grab für ihn angelegt. Auf dem Grabstein steht zum ehrenden Gedenken:

„Genosse Shippe gab für die Befreiung des chinesischen Volkes in Treue sein Herz und verbreitete die Nachrichten über den gerechten chinesischen Kampf. Er wird für immer in den Herzen des chinesischen Volkes leben.“

Obwohl Shippe vor mehr als 40 Jahren gefallen ist, lebt die Erinnerung an seine glorreichen Verdienste noch immer im chinesischen Volk. Mit der „Reform und Öffnungspolitik“ Chinas ist das Studium über Shippe in ein neues Stadium getreten. Ein nach seinem Leben und seinen Taten verfasster Roman ist herausgegeben worden. Dieser Roman wurde für eine Fernsehserie bearbeitet und im ganzen Land ausgestrahlt. Anlässlich seines 45. Todestages stellte die zuständige Stelle der Provonz Shandong einen Teil seiner Werke zusammen, übersetzte sie ins Chinesische und gab sie offiziell unter dem Titel „Schriften von Shippe“ [Xibo wenji] heraus. Seine anderen Werke werden gerade intensiv gesammelt. Informationen über seine Verdienste vermittelten Artikel in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen des ganzen Landes. Am 13. Juni 1990, anläslich seines 93. Geburtstages, wird eine Statue aus weißem Marmor vor seiner Grabstätte eingeweiht werden. Sie soll die kommenden Generationen an sein Wirken erinnern.

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Der chinesische Staatsmann Gu Mu, der in der Schlacht am Daqing-Berg mit Shippe Schulter an Schulter gekämpft hatte und dabei schwer verwundet wurde, schrieb tief bewegt in einem Shippe gewidmeten Artikel:

„Er war ein berühmter Journalist, aber er ist als Soldat auf dem Kriegsschauplatz gefallen. Es gab viele ausländische Freunde, die den Kampf des chinesischen Volkes gegen Japan unterstützten, aber er war der erste Europäer, der in der Uniform der Achten Armee mit dem Gewehr gegen die faschistischen Räuber bis zum letzten Blutstropfen kämpfte. Genosse Shippe unterstützte mit Blut und Leben den heiligen nationalen Befreiungskrieg des chinesischen Volkes. In der kritischen und schwersten Phase auf dem Kampfplatz in Shandong fürchtete er keine Gefahr, verband sich auf Gedeih und Verderb mit dem chinesischen Volk. Er war ein wahrer Freund des chinesischen Volkes. Der erhabene Name Shippes wird ewig in die Annalen der chinesischen Revolution eingehen und wie Flüsse und Berge Chinas glänzend sein.“ (Die Yimeng-Berge …).