Über Asiaticus: Adolphi 2007: Asiaticus, China 1937
UTOPIE kreativ, Berlin, Heft 200 (Juni 2007), S. 513-527.
Vor siebzig Jahren, im Frühjahr 1937, herrscht in der deutschen Botschaft in China einige Aufregung. Grund ist ein Artikel mit dem Titel »Die Nazi-Nippon-Allianz ist die gefährlichste Bedrohung für Chinas Souveränität«. Erschienen ist er im April in der in Shanghai ansässigen englischsprachigen, von dem Amerikaner John B. Powell herausgegebenen Zeitschrift The China Weekly Review. Als Autor firmiert ein M. G. Shippe.[1] »Wer ist Shippe?«, notiert Botschafter Oskar Trautmann auf dem Umschlag der Zeitschrift, und bis Juli 1937 – so weisen es die Botschaftsakten aus – gibt es erhebliche Anstrengungen, die Identität des Autors zu ermitteln. Beteiligt an der Suche sind neben Trautmann der Botschaftsrat Martin Fischer, der Legationsrat Dr. Georg Rosen, weiter der Chef der deutschen Beratergruppe bei Tschiang Kai-schek, General a. D. Alexander v. Falkenhausen, sowie die Journalisten Glimpf vom Deutschen Nachrichtenbüro (DNB) und Eigner von der Transozean-Presseagentur. Trautmann und Falkenhausen mutmaßen zunächst, dass es sich um einen »Russen oder Engländer« handeln müsse; der Diplomat Behrend vom deutschen Generalkonsulat in Shanghai kommt der Sache näher, als er am 12. Juli feststellt, dass »M. G. Shippe (...) der Schriftstellername eines aus Deutschland emigrierten Journalisten (ist)«; aber um wen genau es sich handelt, bleibt für die Ermittelnden im Unklaren.[2]
Was ist es, das an diesem Artikel für so heftige Aufregung sorgt? Die offizielle deutsche Ostasien-Politik erklärt sich zu dieser Zeit als »neutral«.Das ist zwar eigentlich ein Unding: Japan – Nippon – führt bereits seit mehr als einem Jahrzehnt einen unerklärten Krieg gegen China, okkupiert immer neue chinesische Gebiete, wie soll da »Neutralität« funktionieren können? Aber irgendwie geht es bis zu diesem Frühsommer 1937 doch, denn die Westmächte insgesamt fahren einen ähnlichen Schlingerkurs, engagieren sich nicht zu Chinas Gunsten, lassen Japan schalten und walten, und sie profitieren bei dieser Haltung von dem Umstand, dass sich auch in China selbst noch keine eindeutig antijapanische Einheitsfront formiert hat. Da ist es für Berlin ein Leichtes, immer wieder zu erklären, zu China und Japan gleichermaßen gute Beziehungen unterhalten zu wollen.[3]
Innenpolitisch getragen wird dieser Kurs im faschistischen Deutschland durch das Patt, das bis 1937 zwischen dem »China-« und dem »Japan-Flügel« herrscht. Die beiden Flügel stehen dabei beispielhaft für einen Interessenkonflikt in der deutschen Politik insgesamt. Konsens ist: Man will den Krieg und weiß, es wird wieder ein Weltkrieg sein. Streitpunkt ist die Geschwindigkeit, mit der man [S. 513]
ihn herbeiführen will. Der »China-Flügel« will eine längere Zeit der Vorbereitung. Seine Repräsentanten sind Vertreter der rohstoffabhängigen, nach Kupfer-, Mangan-, Antimon- und Wolfram-Importen aus China gierenden und im Gegenzug dort fest auf den Absatz von Maschinen, Ausrüstungen und Waffen bauenden Stahl- und Rüstungsindustrie sowie die Spitzen der »traditionell« orientierten Heeresführung unter Reichswehrminister Werner v. Blomberg und der ebenso »traditionellen« Außenpolitik unter Außenminister Konstantin Freiherr v. Neurath. Sie unterstützen die von Tschiang Kai-schek geführte Zentralregierung der Republik China und deren Truppen direkt mit einem Beraterstab, zu dem Dutzende Offiziere, aber auch Verwaltungsexperten, Geologen und andere Fachleute gehören. Den »Japan-Flügel« hingegen bilden Vertreter der »neuen Industrien« – insbesondere des Chemiekonzerns IG Farben und der großen Konzerne der Elektroindustrie[4] –, und diese haben ihren außenpolitischen Exponenten in Hitlers Außenexperten Joachim v. Ribbentrop, der Neurath beim »großen Revirement« vom Februar 1938, bei dem auch Blomberg gehen muss, als Außenminister ablösen wird. Diese Gruppierung ist sich mit Hitler darin einig, dass man nicht zögern sollte mit dem Krieg, sondern sofort losschlagen, um das Überraschungsmoment zu nutzen. Aus dieser Sicht ist Japan der ideale Bündnispartner. Es will wie Deutschland auch die Neuaufteilung der Welt, und es hat mehrfach den Beweis dafür erbracht, was mit Überraschungsschlägen zu erreichen ist. Am 18. September 1931 hat es Nordostchina – die Mandschurei – überfallen, dort am 16. Februar 1932 den Marionettenstaat »Manzhouguo« gebildet und zugleich von Januar bis März 1932 Shanghai mit schweren Kriegshandlungen attackiert, ohne dass es zu nennenswerten internationalen Protesten gekommen wäre, und es steht dem Völkerbund ebenso feindselig gegenüber wie Deutschland.
Im Februar 1938 wird der Flügelkampf in Deutschland zugunsten der »Blitzkriegs«-Strategen entschieden sein, aber im Frühjahr/Sommer 1937, zur Zeit des Shippe-Artikels, ist er es noch nicht, und wenn Hitler und Ribbentrop auch mit Vehemenz auf das Bündnis mit Japan hinarbeiten, wollen sie die Dinge nach außen hin doch zunächst aus verschiedenen Gründen noch offen halten. Zum ersten laufen die Geschäfte mit China so gut wie nie zuvor, und jeder Monat an stabilen chinesischen Lieferungen – übrigens nicht nur an den oben genannten Metallerzen, die für die Stahlveredlung gebraucht werden, sondern auch an Trockenei und Soja zur Herstellung von dauerhaft haltbaren Lebensmitteln, an Tierhaaren zur Filzproduktion, an Pflanzenölen und Fallschirmseide und etlichem mehr – hilft der Aufrüstung und Kriegsvorbereitung. Zum zweiten gibt es Zweifel an der Berechenbarkeit der Japaner. Werden sie im Fall des Falles eine zweite Front gegen die Sowjetunion eröffnen? Und zudem auch bereit sein, die Beute, die sie in China machen, mit Deutschland zu teilen? Und zum dritten liegt Hitler insgesamt noch sehr daran, sich in »Friedens«-Rhetorik zu üben.
Ein Pakt für die Neuaufteilung der Welt – und gegen China
Da passt es gar nicht in den Kram, dass in Ostasien einer sitzt, der die Dinge so unverblümt beim Namen nennt. Ein Emigrierter – die Annahme des Diplomaten Behrend ist ja richtig – obendrein! [S. 514]
Es geht in dem Artikel, der in der Botschaft für so viel Aufsehen sorgt, um den »Antikomintern-Pakt«, den Deutschland und Japan am 25. November 1936 unterzeichnet haben – die deutsche Unterschrift hat bezeichnender Weise schon Ribbentrop geleistet und nicht der noch im Amt befindliche Außenminister Neurath! –, und es geht um den Platz dieses Paktes in der Welt.
Es ist ein Pakt – schreibt M. G. Shippe –, mit dem »eine direkte Allianz der beiden gefährlichsten und aggressivsten Mächte, die nach einer Neuaufteilung der Welt streben«, geschmiedet wird, »und die Rolle, die Deutschland dabei spielt, ist die einer lückenlosen Fortsetzung der imperialistischen Vorkriegspolitik in Übersee (gemeint ist die Politik vor 1914 – W. A.), getragen von den gleichen Interessen der deutschen Kriegsindustrie und seiner gewaltigen Elektrik- und Chemiekonzerne. Mit der Bildung ihrer ›antikommunistischen‹ Allianz haben Deutschland und Japan der ganzen Welt zu verstehen gegeben, dass sie beide einen internationalen Krieg vorbereiten. Das ganze Ausmaß dessen wird erst richtig deutlich, wenn man sich vor Augen führt, wie mit der Allianz zwei strategische Einfallstore für die Kräfte des Krieges und der Aggression in die kolonialen Imperien und Sphären des ökonomischen Einflusses Großbritanniens, Frankreichs und der Niederlande geschaffen wurden. Mit seiner Einmischung in Spanien und in Spanisch-Marokko, die mit ökonomischer Expansion im Nahen Osten und einer Politik der militärischen Beherrschung ganz Zentraleuropas verknüpft ist, sowie mit seiner engen Zusammenarbeit mit Italien verfolgt Deutschland das Ziel, Stützpunkte im Rücken Frankreichs und entlang der Mittelmeerflanke des britischen Empire zu schaffen. Die japanische Politik der territorialen Expansion auf dem asiatischen Kontinent, der Beherrschung Chinas und der Kontrolle des Ostpazifik ist die Politik eines Verbündeten Deutschlands, die in die gleiche Richtung geht.«
»Es ist leicht, sich vorzustellen«, fährt Shippe fort, »was das Schicksal Chinas wäre, wenn es den ›freundlichen‹ Einladungen Japans oder Deutschlands (zur Teilnahme am Antikominternpakt – W. A.) folgen würde, anstatt sich auf entschiedensten nationalen und internationalen Widerstand gegen diese höchst bedrohlichen Angriffe auf Chinas nationale Existenz vorzubereiten. In der gesamten Geschichte ausländischer Aggressionen gegen China hat es nur wenige Schritte gegeben, die so sehr die Existenz der Nation selbst in Frage gestellt haben wie die gegenwärtige Nazi-Nippon-Allianz. Die englisch-japanische Allianz war gewiss zerstörerisch für das Land, weil sie zur Aufteilung Chinas in Interessensphären der verbündeten Mächte führte. Die jetzige Nazi-Nippon-Allianz jedoch kam zustande auf der Grundlage der Anerkennung des japanischen Vorherrschaftsanspruches über den ganzen Fernen Osten, für die Japan als Gegenleistung gewisse Handelsprivilegien in Mandschukuo und im kolonisierten China eingeräumt und versprochen hat, und zusätzlich will Japan künftig auch deutschen Kolonien in Südostasien, die dort auf direkte Kosten Großbritanniens und der Niederlande entstehen sollen, Rückhalt geben. Das japanische Einverständnis mit den deutschen Expansionsplänen in Übersee und die Zusammenarbeit der beiden Mächte bei der Verwirklichung ihrer aggressiven Ziele sind [S. 515]
verknüpft mit der deutschen Zustimmung zur Eroberung Chinas durch Japan und der engen Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland im Fernen Osten. Das ist das wirkliche Ausmaß der Nazi-Nippon-Allianz, das vor der Öffentlichkeit geheimgehalten wird, um China zu täuschen und davon abzulenken, dass bei der Erfüllung der Ziele dieser Allianz China keine andere Existenzmöglichkeit bleiben wird als die einer japanischen Kolonie oder – wie es das japanische Militär ausdrückt – ›in vollendeter Harmonie zwischen Japan, Mandschukuo und China‹«.[5]
So viel scharfe Analyse und weitreichende Voraussicht läuft dem offiziellen deutschen Kurs diametral entgegen. »Der Inhalt des deutsch-japanischen Abkommens zielt auf eine Zusammenarbeit ab, um uns vor der Kommunistischen Internationale, einer aufwiegelnden Organisation, zu schützen. Auf keinen Fall richtet es sich gegen irgendeinen Staat als solchen. Die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit beruht wie stets vollkommen auf dem gegenseitigen Vertrauen und der gegenseitigen Unterstützung«, hat Blomberg bereits am 25. November 1936, dem Tag der Paktunterzeichnung, dem chinesischen Finanzminister Kong Xiangxi versichert.[6] Und Botschafter Trautmann ist zufrieden gewesen, am 1. Dezember 1936 nach Berlin melden zu können, dass in der chinesischen Presse im Ergebnis einer Rede von Tschiang Kai-schek die zuvor massiv geäußerten Befürchtungen, dass es sich entgegen allen deutschen und japanischen Beteuerungen doch um ein »Militärbündnis zwischen Deutschland und Japan« handeln könnte, leiser geworden seien und einer »gewisse(n) Entspannung« Platz gemacht hätten.[7]
Er sitzt damit jedoch – ganz anders als der ihn so in Harnisch bringende Shippe – einem Irrtum auf. Zwar hat Tschiang Kai-schek, der scharfe Antikommunist und unverhohlene Hitler-Verehrer, in der Militärakademie tatsächlich eine Erklärung abgegeben, die den deutschen Vorstellungen entspricht. »Durch das Abkommen«, hat er gesagt, werde sich »in den internationalen Beziehungen zwischen Deutschland, Japan und der übrigen Welt nichts ändern«, und es werde auch »keinen fühlbaren Einfluss auf die ostasiatische Lage« geben. Und was den Kommunismus in China betreffe, so bestehe der »jetzt (...) noch verbleibende Rest von kommunistischen Banditen (...) eigentlich nur aus Landesverrätern«, und deren Bekämpfung sei eine »reine innenpolitische Frage«, die man mit Kampf »bis zur endgültigen Ausrottung der Kommunisten« lösen werde.[8]
Aber Tschiang Kai-schek ist zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht der uneingeschränkte Meinungsführer, den Trautmann in ihm zu sehen gewohnt ist. Nicht nur diejenigen, die Tschiang »ausrotten« will – die Kommunisten also – sind ganz anderer Auffassung, sondern auch etliche meinungsbildende Zeitungen[9] und sogar einige seiner unmittelbaren Gefolgsleute. Es gärt im Land, und wenige Tage nach seiner Erklärung von Ende November bekommt Tschiang dies am eigenen Leibe zu spüren. Zwei der ihm untergebenen Generäle – Zhang Xueliang und Yang Hucheng – setzen ihn am 12. Dezember 1936 nahe der alten Hauptstadt Xi’an fest, weil sie seinen Kurs der Priorität des antikommunistischen Bürgerkrieges gegenüber dem nationalen Abwehrkampf gegen Japan nicht mehr mittragen wollen, und nachdem Zhou Enlai vom Hauptquartier der Kommunisten in [S. 516]
Yan’an zu Verhandlungen nach Xi’an geeilt ist, sieht sich Tschiang Kai-schek gezwungen, am 23. Dezember einer Sechs-Punkte-Vereinbarung zuzustimmen, die auf eine Beendigung des Bürgerkrieges und die Herstellung einer antijapanischen Kampfgemeinschaft hinausläuft.[10]
Am 22. März 1937 – wenige Tage vor dem Shippe-Artikel – muss Trautmann im Gespräch mit Tschiang Kai-schek angesichts der trotz aller von deutscher Seite unternommenen Abwiegelungen nicht zur Ruhe kommenden chinesischen Presse einräumen, dass er »nie gedacht« habe, »dass das Abkommen einen so großen Einfluss auf die innere chinesische Politik haben würde«. Zugleich versucht er ein weiteres Mal den Eindruck zu erwecken, dass der Pakt eigentlich unbedeutend sei. Er habe, notiert er, Tschiang Kai-schek deutlich gemacht, dass Deutschland sich mit Japan »unter der Bedrohung des Kommunismus« lediglich »auf eine Spezialarbeit einer Art polizeilicher Natur geeinigt« habe, und »die praktische Ausgestaltung dieser Spezialarbeit werde zeigen, dass darin keinerlei Gefahren für irgendwelche Länder enthalten seien.«[11]
Shippe – Grczyb – Asiaticus
Was Botschafter Trautmann »nie gedacht« hätte, ist für M. G. Shippe als intimen Kenner der chinesischen Verhältnisse eine Selbstverständlichkeit. Seit mehr als einem Jahrzehnt schon hat sich dieser »aus Deutschland emigrierte Journalist« aufs Gründlichste mit den Vorgängen in China befasst und darüber in einer von kaum einem sonst erreichten Breite und Gründlichkeit geschrieben.
Seine Identität freilich ist nicht nur für die deutsche Botschaft ein Geheimnis. Auch sonst dürfte nur wenigen Eingeweihten bekannt sein, dass Shippe in Deutschland unter dem Pseudonym »Asiaticus« publiziert, und diejenigen in Deutschland und später im antifaschistischen Exil, die die Texte des Asiaticus drucken, haben wohl kaum eine Ahnung, dass er in China als »M. G. Shippe« schreibt. Jedenfalls erinnert sich Hermann Budzislawski, der von 1934 bis 1939 die im Exil in Prag und nach der Annexion der Tschechoslowakei im März 1939 noch für kurze Zeit in Paris herausgegebene Neuen Weltbühne leitete, Jahrzehnte später zwar eines bürgerlichen Namens des Asiaticus – »Der Mann hieß Grczyb« –, aber viel mehr kann er nicht zur Identifizierung beitragen. »Ich habe ihn nie gesehen«, sagt er, »man konnte ihm auch nicht schreiben, die Absendernamen waren fingiert, aber wenn er etwas hatte, schickte er es. – Und das Honorar? – Er teilte nur mit, an wen es gehen sollte. Ich glaube, er wohnte irgendwo bei Schanghai, aber das weiß ich nicht genau.«[12]
Ein genaueres Bild des Asiaticus muss man sich aus unterschiedlichsten Quellen zusammenklauben, ohne dass das Geheimnisvolle, Ungeklärte gänzlich auszuräumen wäre. Genia und Günter Nobel, von 1939 bis 1947 zur deutsch-jüdischen Emigration in Shanghai gehörend, schildern ihn 1979 als Journalisten und »im Auftrag der Komintern« tätigen Parteiarbeiter zugleich. Ihm – so berichten sie –, »einem hochqualifizierten Genossen« und »hervorragenden Kenner des Fernen Ostens und Chinas« mit Namen Heinz Grzyb (in dieser Schreibweise), sei die Bildungsarbeit in der illegalen Parteigruppe der KPD zu verdanken gewesen. »Unter dem Namen Erich Möller«, [S. 517]
so erinnern sie sich weiter, sei er »als Korrespondent der ›Roten Fahne‹ bekannt geworden«, und er habe »auch legal als Journalist unter dem Pseudonym ›Asiaticus‹ für angesehene bürgerliche Zeitschriften« gearbeitet.[13] Von Walter Czollek, der in der gleichen illegalen Parteigruppe arbeitete, werden 1979 durch einen weiteren Mitstreiter, Alfred Dreifuß, folgende Aufzeichnungen über seine Ankunft in Shanghai im Juni 1939 an die Öffentlichkeit gebracht: »Durch Dreifuß baldige Verbindung zu Richard Paulick, der so etwas wie einen ›politischen Salon‹ führte. Dort Bekanntschaft mit dem bereits eingesessenen Schanghaier Heinz Grczyb, alias Erich Möller, alias Asiaticus. Alter deutscher Genosse, der Bremer Linken entstammend, ausgeschlossen von der Komintern als Brandleranhänger.[14] Rehabilitiert durch Dimitroff 1941. Publizistisch für chinesische Partei tätig, in fortschrittlichen amerikanischen Zeitungen Interpret der fernöstlichen Sowjetpolitik.«[15]
Hier schließt sich der Kreis zum Shippe-Artikel über die Nazi-Nippon-Allianz, denn Dreifuß fügt zum von Czollek benutzten Begriff der »fortschrittlichen amerikanischen Zeitungen« erläuternd hinzu: »Hier ist zu nennen die ›China Weekly Review‹, deren Chefredakteur der Amerikaner Powell war.«[16]
Genaueres zum Leben des Shippe-Grczyb-Asiaticus wird seit Ende der 1970er Jahre in der VR China publiziert. Helga Scherner, eine Chinawissenschaftlerin aus der DDR, macht Wesentliches davon 1986 der deutschsprachigen Leserschaft zugänglich.[17] Im gleichen Jahr 1986 erscheint in China ein Buch mit dem Titel »Xibo wenji« – Schriften von Grczyb (oder eben auch: Shippe[18]). Nun gibt es Geburtsdatum und Geburtsort: den 13. Juni 1897 im seinerzeit zu Österreich-Ungarn gehörenden, früher und später polnischen Kraków; es gibt auch ein genaues Sterbedatum: Shippe-Grczyb-Asiaticus kommt am 30. November 1941 bei einem Gefecht zwischen chinesischen Partisanen, denen er sich kämpfend angeschlossen hat, und japanischen Truppen ums Leben; aber Etliches bleibt – vornehmlich, was die Jahre bis 1925 betrifft – unklar. 1918, heißt es in den »Xibo wenji«, soll er nach Deutschland gekommen und dann in der revolutionären Arbeiterbewegung in Leipzig und Dresden tätig gewesen sein.[19] 1989 berichtet bei einem Symposium in Berlin (West) der chinesische Historiker Zhu Maoduo, dass Hans (!) Shippe nach Absolvierung der Universität »bei der Behörde für Medizin und Hygiene in Deutschland« gearbeitet habe. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sei er dann »als Journalist tätig« gewesen und habe »unter dem Pseudonym Heinz Möller« Artikel geschrieben, »die in der deutschen, englischen und US-amerikanischen Presse veröffentlicht wurden.«[20]
Die Klarsicht des Kommunisten und Chinakenners
Aber keinen Zweifel gibt es darüber, dass Grczyb 1925 bis 1927 in China tätig gewesen ist, und 1928 wird sein Pseudonym »Asiaticus« den China-Interessierten im deutschsprachigen Raum zum Begriff. In jenem Jahr erscheint unter diesem Namen sein Buch mit dem Titel »Von Kanton bis Schanghai 1926-1927«.[21] Auf 350 Seiten sind dort Texte zusammengefasst, die der Autor in China geschrieben und veröffentlicht hat. Das Buch ist eine Gesamtschau auf die chinesi- [S. 518]
sche Entwicklung mit Kapiteln wie »Der eigenartige Charakter der nationalen Revolution in China«, »Die Ausbeutung durch den internationalen Imperialismus«, »Die Bedeutung der diplomatischen Anerkennung der Nationalregierung«, »Das revolutionäre China zur Genfer Abrüstungskomödie«, »Die territorialen Konzessionen der imperialistischen Staaten in China«, »Das Agrarproblem in der chinesischen Revolution«, »Der Generalstreik in Schanghai und seine Lehre«, »Eine Analyse des Kampfes der Bauernbewegung in den Landbezirken von Hunan«, »Zur Parteidiskussion in der Kuomintang«, »Wohin treibt Japan?«, »Die russische Revolution und der chinesische Befreiungskampf«.
Über seine Tätigkeit in China gibt Asiaticus im Vorwort wie folgt Auskunft: »In dem Zeitabschnitt von Dezember 1926 bis Mai 1927 stand der Verfasser im Dienste des Zentralkomitees der Kuomintang bzw. ihrer Politischen Abteilung im Hauptquartier der National-revolutionären Armee. In ihrem Auftrage arbeitete er gemeinsam mit dem Genossen Friedrich Lienhard, dem Delegierten der Internationalen Arbeiterhilfe für China, als Redakteur der ›Chinesischen Korrespondenz‹, die als ›Organ der Politischen Abteilung des Hauptquartiers der National-revolutionären Armee‹ gegründet und nach der Eroberung von Schanghai als ›Wochenorgan des Zentral-Exekutiv-Komitees der Kuomintang‹ fortgeführt wurde. Die meisten der hier veröffentlichten Artikel wurden vom Verfasser auf Grund von Aufträgen und Vereinbarungen mit dem Chef der Propaganda-Abteilung der Kuomintang wie auch mit den leitenden Vertretern der einzelnen Ministerien der National-Regierung geschrieben. In solcher Funktion war es Aufgabe und Pflicht des Verfassers, die offizielle Meinung der revolutionären Führung der chinesischen und ausländischen Öffentlichkeit gegenüber zu vertreten. Diese Meinung entsprach nicht immer der des Verfassers, konnte aber von ihm solange vertreten werden, solange die Führung der Kuomintang der Entwicklung der revolutionären Kräfte der Arbeiter, Bauern und kleinbürgerlichen Armut und der Entfaltung ihrer Kampftätigkeit gedient hat, und solange der Verfasser in den offiziellen Organen der Kuomintang von ihm gezeichnete Artikel veröffentlichen durfte, die seine persönliche politische Anschauung bereits eindeutig aufzeigen ließ.«[22]
Die Kuomintang (in der heute gebräuchlichen Pinyin-Umschrift: Guomindang) in dieser Zeit: Das ist die von Sun Yatsen gegründete Partei, ist die Partei der Revolution von 1925-1927, in der es Zusammenarbeit auch mit den Kommunisten gibt. Im April 1927 aber ändert sie ihren Charakter: Tschiang Kai-schek (in Pinyin: Jiang Jieshi) lässt während des Nordfeldzuges, den er mit dem Ziel der Einigung des vielfach gespaltenen Landes gegen die mit den ausländischen Mächten – vor allem Großbritannien und Japan – paktierenden Militärmachthaber führt, in Shanghai die von linken Gewerkschaftern und Kommunisten angeführte Streikbewegung zusammenschießen.[23]
Das ist das Ende der Zusammenarbeit mit den Kommunisten, und es ist für Asiaticus letzter Anstoß für den Bruch mit der Guomindang. Er teilt den »Vertretern des Zentral-Exekutiv-Komitees der Kuomintang« mit, dass er »nicht mehr in der Lage sei, ihre Ansichten mit seiner persönlichen Überzeugung zu vereinbaren«. Seine [S. 519]
Überzeugungen freilich festigen sich. »Die chinesische Revolution«, schreibt er, »lebt und kämpft, und der Sieg der Hunderte von Millionen der städtischen und ländlichen Armut in China ist trotz der zeitlichen Rückschläge historisch unabwendbar. Die chinesische Revolution bildet schon jetzt eines der heldenmütigsten und erfahrungsreichsten Kapitel des Kampfes der Unterdrückten und Ausgebeuteten der ganzen Welt. Sie ist neben der russischen Revolution das größte und bedeutendste revolutionäre Ereignis der gegenwärtigen Geschichte.«[24]
Nach vier Jahren in Deutschland, über die nähere Angaben fehlen, geht Grczyb im Herbst 1932 erneut nach Shanghai, um sich – wie Zhu Maoduo es ausdrückt – »eingehend mit der neuen Lage in China und Fernost zu befassen«. Er tritt – so Zhu Maoduo weiter – der »Amerikanischen Gesellschaft für den Pazifik« bei, wird bei der von dieser Gesellschaft herausgegebenen Zeitschrift Pacific Affairs angestellt und veröffentlicht »unter dem Pseudonym ›Asiaticus‹ (...) in dieser Zeitschrift, im englischen Manchester Guardian Weekly und einigen Zeitschriften in Shanghai viele Meldungen und Essays über chinesische und asiatische Probleme.«[25]
Aus solchem Holz ist der Mann geschnitzt, der Botschafter Trautmann und Chefberater v. Falkenhausen im Frühjahr 1937 so viele Sorgen bereitet. Hätten sie Kenntnis von der Identität ihres Shippe mit Asiaticus gehabt – und dazu freilich die in ihren Kreisen geradezu abenteuerliche Fähigkeit, Gesellschaftsanalyse aus der Feder eines Kommunisten ernst zu nehmen –, hätten sie nicht überrascht sein dürfen. Denn mit fast schon beängstigender Klarheit sieht Asiaticus schon zu Beginn der 1930er Jahre die spätere Weltkriegskonstellation voraus, und zwar immer durch klare Fakten und überzeugende Beschreibung der Zusammenhänge gestützt. »Die japanische Politik in China«, schreibt er im Oktober 1930 in der Weltbühne, verfolgt seit Jahrzehnten das Ziel, die Spaltung in Nord und Süd zu verewigen und jede Zentralisierung zu verhindern. Das ist notwendig zur Sicherung der Penetration der Mandschurei (zu der es im September 1931 kommen wird – W. A.); aber auch zur Förderung der weitergehenden Pläne in Nordchina, vor allem in Schantung (Shandong)[26] und Schansi (Shanxi), und schließlich zur Durchkreuzung der amerikanischen Finanzexpansion in einem vereinheitlichten China.«[27] Im Mai 1932 liefert er – wiederum in der Weltbühne – eine brillante Analyse der innenpolitischen Auseinandersetzungen in Japan. Die neue Generalität, schreibt er, macht aus ihren Zielen kein Hehl: »Vollendung der Okkupation der Mandschurei, Sicherung der japanischen Interessen in der Mongolei und Verdrängung des Bolschewismus von jedem Stützpunkt im Fernen Osten.« Und er schließt: »Diese militärischen Führer sind (...) jetzt die Herren der japanischen Außenpolitik. Ihre Außenpolitik heißt kurz und bündig: Krieg!«[28]
Als die Weltbühne von den Nazis verboten wird und – ohne ihren ins KZ geworfenen Chefredakteur Carl von Ossietzky und auch ohne dessen engsten Mitarbeiter Kurt Tucholsky, der nach Schweden emigriert ist – sich im Exil als Neue Weltbühne zu einem wichtigen Kommunikationsträger der deutschen antifaschistischen Emigration entwickelt, bleibt Asiaticus in dieser Zeitschrift die wichtigste, kenntnisreichste Stimme aus Fernost.[29] Im April 1933 beschreibt er den Austritt Japans aus dem Völkerbund als einen »Akt schwärzesten Undanks«, denn schließlich habe der Völkerbund das Land an [S. 520]
seinem Eroberungsfeldzug gegen China nicht gehindert, sondern ihm freie Hand gelassen. Nichts, so notiert er mit bitterem Spott, habe den Völkerbund davon zu überzeugen vermocht, dass Japan tatsächlich Krieg gegen China führe: weder »die Eroberung der Mandschurei und ihre Losreißung von China« noch »die monatelangen Kämpfe in Schanghai (Shanghai)« oder »der Überfall auf Schanhaikwan (Shanhaiguan) und der Feldzug gegen Jehol[30]«. Keinerlei Hilfe habe der Völkerbund dem bedrängten China geleistet, woraus sich nur der Schluss ziehen lasse: »China ist kein Land, sondern eine Interessenzone.« Und: »Eine Verständigung mit Japan ist schon manches Opfer wert, vor allem dann, wenn es auf Kosten Chinas und, wie sie (gemeint sind die Kolonialmächte England und Frankreich – W. A.) erwarten, auch der Sowjetunion geht.«[31] Und während 1935, nach mehreren Feldzügen Tschiang Kai-scheks gegen sie, kaum noch jemand glaubt, dass die Kommunisten in China noch einmal eine einflussreiche Rolle spielen könnten – weshalb ja auch Trautmann 1937 ihr politisches Gewicht ignorieren zu können vermeint –, erkennt Asiaticus, dass der später als »Langer Marsch« berühmt werdende Ausbruch der von der KPCh geführten Truppen aus der Umklammerung Tschiang Kai-scheks der kommunistischen Bewegung neue Kraft verleiht. »Registrieren wir ein denkwürdiges Ereignis«, schreibt er. »Monatelang hatte hier die imperialistische und die chinesisch-reaktionäre Presse die ›endgültige Vernichtung‹ der Roten Armee avisiert. Die Niederlage sollte unmittelbar bevorstehen, täglich lasen wir von der Umzingelung der roten Truppen, vom Massentod der roten Soldaten und ihrer Führer, von den Siegen Tschiangkaischeks.« Aber: »Es ist geglückt, das Ziel eines sechs Monate währenden Marsches (des ersten Teils des ›Langen Marsches‹, der fast genau ein Jahr – von Oktober 1934 bis Oktober 1935 – dauerte – W. A.) zu erreichen und die Truppen von Kiangsi (Jiangxi) über den Norden der Provinzen Kwangtung (Guangdong) und Kwangsi (Guangxi) quer durch Hunan (Hunan), Kweichow (Guizhou) und Junnan (Yunnan) zu führen. Es ist geglückt – obwohl mehr als eine Million Mann, Truppen der Zentralregierung und der Provinzen, einen Kordon rings um Kiangsi (Jiangxi) gelegt hatten; obwohl Tschiangkaischek sein Hauptquartier verlegte, alle verfügbaren Truppen und die ganze Luftflotte zusammenzog, alles aufbot, um den roten Soldaten den Weg über den Jangtse (Yangzi) zu versperren. Die Leistung ist gigantisch.«[32]
Sind solche Berichte heute noch wichtig? Für den, der China verstehen will, ganz gewiss. Denn die Revolution von 1949 hätte nicht erfolgreich sein können, wenn Urteile des Asiaticus wie die folgenden nicht zugetroffen hätten: »Die Mannschaften (der von der KPCh geführten Truppen – W. A.) stammen aus dem innersten Kern des chinesischen Volkes«. Oder: »Aber die armen Bauern spielten nicht mit. Sie unterstützten die roten Truppen, sie schlossen sich ihnen als Partisanen an.« Und auch dies: »Die revolutionären Gruppen siegen eben nicht mit Bomben, sondern mit der Unterstützung der werktätigen Bevölkerung. (...) In diesem Augenblick werden die Fundamente für den grossen, epochemachenden Neubau Chinas gelegt.«[33]
In den folgenden Monaten berichtet Asiaticus wieder vor allem über die japanische Vorgehensweise in China. Im Juli 1935 analy- [S. 521]
siert er die Abtrennung weiterer nördlicher Provinzen durch die japanischen Truppen. »Der Sinn dieses japanischen Angriffs? Die Provinz Hopei (Hebei) mit dreissig Millionen Einwohnern, die nördlich und nordwestlich von ihr gelegenen Provinzen Shantung (Shandong) und Shansi (Shanxi) sowie die innermongolischen Gebiete Chahar und Suiyuan, mit dem Gelben Fluss als der südlichen Demarkationslinie, werden in ein neues ›Mandschukuo‹ (Manzhouguo) verwandelt. (...) für den japanischen Überfall auf die Sowjetunion ist die völlige Beherrschung der hier gelegenen Bahnlinien, Heerstraßen und Luftlinien erforderlich. Deshalb leitet diese Aktion die völlige Abtrennung dieses Gebiets von China und seine Einordnung in den Bereich des japanischen Armeekommandos ein.« Und zwei weitere Themen sind ihm seit 1931 wichtig und werden auch jetzt wieder behandelt. Das eine Thema sind diejenigen chinesischen Generäle, die mit den japanischen Aggressoren gemeinsame Sache machen. »Sie werden benutzt,« schreibt er, »solange sie gebraucht werden, wie Tschangtsolin (Zhang Zuolin), der in Japans Diensten das Land brandschatzte und schliesslich von einer japanischen Höllenmaschine (bei einem Attentat – W. A.) aus dem Weg geräumt wurde. Von diesen Generälen erwarten die Millionen der chinesischen Jugend, der Arbeiter und Bauern, nichts.« Und das andere ist die Politik der alten Kolonialmächte, insbesondere Großbritanniens. »Der britische Imperialismus, der in seiner Chinapolitik auf einen Krieg Japans mit der Sowjetunion spekuliert, spürt aber jetzt schon, wie die Axt auch an die Wurzeln der britischen Positionen in China gelegt wird. (...) Wie lange noch«, so fragt er, »wird der Köder des Antisowjetkrieges dem britischen Imperialismus über seine aktuellen Sorgen und Schmerzen in China und in Asien hinweghelfen?«[34]
Mit dem Verhältnis zwischen England und Japan befasst sich Asiaticus im Juli 1935 auch in einem Artikel, der in der im Pariser Exil herausgegebenen Monatszeitschrift Unsere Zeit erscheint – was für die vielfältigen Verbindungen spricht, die Grczyb-Asiaticus in die Presse der deutschen Emigration hat. Daran erinnernd, dass England den Japanern schon 1918 bei einer Besetzung Ostsibiriens Unterstützung zugesagt hatte, um im Gegenzug seine privilegierte Stellung in China nicht zu verlieren, stellt er zur aktuellen Lage fest: »Je mehr der japanische Imperialismus nach dem Süden drängt (also in die Einflusssphäre Großbritanniens – W. A.), desto stärker klammert sich England an seinen Ablenkungsplan durch einen Krieg (Japans – W. A) gegen die Sowjetunion.« In einem weiteren Abschnitt analysiert er die wirtschaftliche Zusammenarbeit Englands mit Japan im von Japan geschaffenen Marionettenstaat Mandschukuo (Manzhouguo).[35]
Im April 1936 warnt Asiaticus – nun wieder in der Neuen Weltbühne – vor einem japanischen Angriff auf die Mongolische Volksrepublik als »unmittelbares Vorspiel zum Überfall auf die Sowjetunion«,[36] und im Oktober 1936 ahnt er den Xi’an-Zwischenfall, der Tschiang Kai-schek so sehr in Bedrängnis bringen wird, geradezu voraus. »Der japanische Generalstab stellt«, schreibt er zunächst, »die Frage ganz eindeutig: entweder werden die Beziehungen zwischen Japan und China um sehr vieles besser, oder um sehr vieles schlechter. Um sie sehr viel besser zu gestalten, verlangt er erstens Auflösung der japanfeindlichen Organisationen und Verbot der anti- [S. 522]
japanischen Propaganda in Wort, Schrift und Bild, das heisst Unterdrückung jeder patriotischen Bewegung zur Verteidigung der Existenz Chinas; zweitens Entlassung aller antijapanischen Beamten und Einstellung von japanischen Ratgebern in allen wichtigen Ämtern (...), drittens Freiheit für die japanische Luftfahrt in China, das heisst zu der bereits bestehenden Freiheit der japanischen Kriegsflotte in den chinesischen See- und Binnengewässern (...), viertens völlige Autonomie für Nordchina, das heisst Zustimmung zur weiteren Zerstückelung Chinas, und fünftens Redauktion der Zölle, das heisst Auslieferung des chinesischen Marktes an Japan.« Und schlussfolgert dann: »Es gibt keine chinesische Regierung, die diese Forderungen akzeptieren könnte, ohne von der überwältigenden Mehrheit des chinesischen Volkes davongejagt zu werden.«[37]
Das ist es, warum die Generäle Zhang Xueliang und Yang Hucheng ihrem »Generalissimus« Tschiang Kai-schek die Gefolgschaft verweigern und sich Tschiang schließlich auf die Zusammenarbeit mit den Kommunisten einlassen muss – im Dezember 1936 und erst recht im Sommer 1937, nachdem am 7. Juli 1937 mit dem sogenannten Lugouqiao-Zwischenfall[38] die umfassende Aggression Japans gegen China beginnt.
Die Vorahnung der Weltkriegskonstellation
Und Asiaticus bleibt bei der klaren Analyse der innerchinesischen Kräftekonstellationen nicht stehen. Es mag ja mancher mit dem Pathos seiner Texte ein paar Schwierigkeiten haben – an der sicheren Vorahnung der späteren Weltkriegskonstellation ändert das gar nichts.
»Und es gibt«, schreibt er im schon zitierten Aufsatz vom Oktober 1936, »auch keine andere Wahl für China als den Kampf auf Tod und Leben um seine Existenz. Chinas Kampf um seine nationale Existenz gegenüber dem Imperialismus Japans ist ein heroischer Kampf auf vorgeschobenem Posten im Weltkampf gegen die fascistische Kriegs- und Eroberungspolitik.«[39]
Am 26. November 1936 erscheint in der Neuen Weltbühne ein Artikel von Asiaticus, der mit der Orts- und Zeitangabe »Shanghai, im November« versehen ist und in dem er das Wesen des im Geheimen ausgehandelten Antikomintern-Paktes, den er im Frühjahr 1937 auf die eingangs beschriebene Weise als »Nazi-Nippon-Allianz« charakterisieren wird, herausarbeitet, ohne diesen Pakt doch schon zu kennen oder gar zu wissen, dass er am 25. November, also einen Tag vor dem Erscheinen seines Artikels, unterzeichnet sein wird. Von der japanischen Forderung an Tschiang Kai-schek ist da die Rede, einen Pakt abzuschließen, mit dem die chinesische Regierung »im Gebiet von Nanking (Nanjing), Shanghai, Hankau (Hankou), Kanton (Guangzhou) und Hongkong (Xianggang) (...) den Grundsatz der gemeinsamen sino-japanischen Verteidigung gegenüber der ›roten Invasion eines dritten Landes‹ anerkennen« soll. Ein »ständiges Militärbündnis« soll das werden, das »der japanischen Flotte die Befestigung der chinesischen Küste und der japanischen Luftflotte die Errichtung von Aerodromen und Luftlinien innerhalb Chinas gestattet – alles zum Schutz gegen die drohende ›rote Invasion‹« – und alles, so stellt Asiaticus klar, »im Bereich der englischen Vormacht- [S. 523]
stellung.« »Dieser pfiffige ›Antikommunistenpakt‹«, fährt er fort, »der im Namen einer ›roten Invasionsgefahr‹ den Sprung der japanischen Seeflotte auf die Zone Shanghai-Hongkong-Singapore vorbereitet, ist ein Witz, eine Verhöhnung Englands« … und dann folgt ein Gedanke, der beim Erscheinen des Artikels schon überholt ist: … »wie sie sich Ribbentrop in Europa heute noch nicht leisten kann.«[40] Ribbentrop leistet sich: Am 25. November ist der »Antikommunistenpakt« – der Antikominternpakt – mit seiner weltweiten Stoßrichtung Realität.
Im Januar 1937 setzt sich Asiaticus mit den Konsequenzen des Paktes für die deutsch-chinesischen Beziehungen auseinander. Der bisherige Tauschhandel – deutsche Maschinen und Kriegsmaterial gegen chinesische Rohstoffe – werde ganz zwangsläufig zusammenbrechen müssen, Japan werde die Monopolisierung des chinesischen Marktes anstreben, habe seinerseits keinerlei Rohstoffe, die es nach Deutschland liefern könne, und Deutschland seinerseits werde seinen Markt kaum für japanische Produkte öffnen. Deutschland »ruiniert seinen Handel mit China, damit Japan kriegsfähig wird und den europäischen Handel aus Ostasien verdrängen kann.« Dies sei nichts anderes als »Handels-Harakiri«.[41]
Ein wenig später – im Februar 1937, zwei Monate also, bevor sich die deutsche Botschaft mit seinen als M. G. Shippe zu Papier gebrachten Auffassungen auseinandersetzen wird – nutzt Asiaticus den Besuch des deutschen Kreuzers »Emden« in Shanghai und Nanjing zu einer Wiedergabe chinesischer Pressestimmen zum chinesisch-deutschen Verhältnis. Aus der »sehr verbreiteten« Shanghaier Zeitung Lih Pao (Li Bao) zitiert er: »›Unser Land ist der beste Markt für deutsche Waren. Es ist deshalb nur zu hoffen, dass die deutschen Behörden sich diesen Fall gründlich überlegen und ihre Zusammenarbeit mit dem Aggressor im Fernen Osten aufgeben werden.‹« Und er fügt hinzu: »Die hiesigen überlegen gar nichts. In kolonialer Überheblichkeit folgern sie aus alledem nur, dass es höchste Zeit wäre, mit Hilfe des japanischen Militärfascismus die chinesische Presse endlich gleichzuschalten.«[42]
Nach dem 7. Juli 1937 konzentrieren sich die Asiaticus-Artikel natürlich auf die weitere Entwicklung des nun ganz China erfassenden Krieges. Und wieder greift er in seinen Schlussfolgerungen weit voraus. Während die Westmächte abwarten und auf irgendwie geartete Arrangements mit Japan hoffen, schreibt er im August 1937: »Es liegt der ganzen friedliebenden Welt daran, dass der japanische Massenmord in China durch eine internationale Friedensaktion, die dem Angreifer in den Arm fällt, aufgehalten werde. Eine solche Friedensaktion kann nur dann erfolgreich sein, wenn alle pazifischen Mächte, England, die USA, die Sowjetunion und Frankreich, den Abwehrkampf des chinesischen Volkes unterstützen und gemeinsam gegen die japanische Aggression auftreten.« Und es folgt die Entlarvung der deutschen und italienischen Politik: »Sowohl der deutsche als auch der italienische Botschafter haben in Nanking (Nanjing) erklärt, dass sie für den Frieden wären und sogar ›Sympathie‹ für China hätten, es aber für ratsamer hielten, dass keine Einmischung von aussen erfolgte. (...) Dieser deutsch-italienische Plan der ›Nichtintervention‹ stimmt durchaus mit den Wünschen Japans überein.«[43] Und im Oktober 1937 [S. 524]
prognostiziert er: »Im Weltkrieg griff Amerika in Europa ein und brachte die Entscheidung. Im kommenden Weltkrieg (faktisch sind wir schon in seiner ersten Phase – {Hervorhebung – W. A.}) wird Amerika seine Streitkräfte vor allem in der pazifischen Zone konzentrieren. Seine wichtigsten Partner im Fernen Osten werden die Sowjetunion und das um seine Befreiung kämpfende China sein. Die englisch-amerikanische Kooperation war lange Zeit Tokios Schreckgespenst – sie war aber immer nur eine potentielle Gefahr. Der pazifische Block USA-UdSSR-China ist mehr als eine Drohung, er ist eine rapide wachsende Kräftekonstellation, die dem japanischen Imperialismus den Prozess machen wird. England kann diese Kräftegruppierung im Fernen Osten nur im geringen Masse aufhalten; es wird sich ihr im Interesse des Imperiums anschliessen müssen.«[44]
Bleibende Leistungen eines weithin unterschätzten Mannes
Als Asiaticus seine Analyse der ersten Kriegswochen zu Papier bringt, dauert es noch lange, bis die von ihm vorausgesagte Kräftekonstellation tatsächlich entsteht, aber am Ende behält er Recht. Zunächst gibt es noch zahlreiche Umwege und Hindernisse. Die Sowjetunion vereinbart mit China am 21. August 1937 einen Nichtangriffsvertrag und stellt sich damit an Chinas Seite, aber der Nichtangriffspakt zwischen der Sowjetunion und Deutschland vom 23. August 1939, die französischen und britischen Hoffnungen, dass sich der deutsche und der japanische Aggressionsdrang am Ende doch vor allem auf die Sowjetunion richten mögen, und das Festhalten vor allem Großbritanniens an seinen alten Kolonialmachtambitionen in China sind nicht geeignet, zu abgestimmten Positionen zu gelangen.[45] In den USA beginnt 1939/40 die Bereitschaft zur Unterstützung Chinas zu wachsen, aber erst nach dem Überfall Japans auf Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 entwickelt sich gemeinsames militärisches Handeln. Dann aber wird China zum festen Bestandteil der Anti-Hitler-Koalition. Am 9. Dezember 1941 erklärt die Tschiang-Kai-schek-Regierung Deutschland den Krieg. China gehört am Kriegsende zu den Siegermächten des Weltkrieges und Gründungsstaaten der UNO und ist neben der Sowjetunion, den USA, Frankreich und Großbritannien das fünfte Ständige Mitglied des UN-Sicherheitsrates.
Der Kommunist und Internationalist Heinz Grczyb alias Asiaticus hat – wie die hier vorgestellten knappen Auszüge aus seinen Reportagen belegen – von den Entwicklungen in China, Japan und auf dem fernöstlichen Kriegsschauplatz ein von Sachkenntnis und Gestaltungskraft geprägtes Bild gezeichnet, das bis heute nichts von seinem Wert und seiner Anschaulichkeit verloren hat, und mindestens zwei seiner Positionen sind – so meine ich – auch für die übergreifende Geschichtsschreibung von bleibendem Wert.
Da ist zum ersten seine Beurteilung der umfassenden japanischen Aggression gegen China als erste Phase des Zweiten Weltkrieges. Dies ist eine Leistung, die eigentlich Bestand haben müsste. Sie hat jedoch bisher in die europäische und amerikanische Geschichtsschreibung, so weit ich das überblicken kann, keinen Eingang gefunden, und das ist bedauerlich und bezeichnend zugleich. Zu sehr wirkt bis heute die alte Tradition fort, die Dinge aus eurozentristischer Sicht zu betrachten, und in gewisser Weise wird damit die da- [S. 525]
malige Geringschätzung der fernöstlichen Kriegsereignisse fortgesetzt – trotz der nach Millionen zählenden Toten, die der japanisch-chinesische Krieg schon in seinem ersten Jahr forderte, und trotz der von Asiaticus so treffend beschriebenen Bedeutung der Achse Berlin-Rom-Tokio für diesen Krieg.
Und damit ist die zweite bleibende Leistung genannt: die Herausarbeitung der großen Bedeutung des Antikomintern-Paktes.
Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang einen Blick auf die Behandlung des Antikomintern-Paktes in der Geschichtsschreibung der DDR auf der einen und im Mainstream der Geschichtsschreibung der BRD auf der anderen Seite zu werfen.
Die DDR-Historiker legen den Schwerpunkt auf die Wirkung des Paktes: zunächst für die Kriegsvorbereitung und dann für die Ziele und Opfer der Aggressionspolitik der Achse Berlin-Rom-Tokio.Karl Drechsler sieht 1964 im Antikomintern-Pakt »einen wichtigen Meilenstein auf dem Wege zum zweiten Weltkrieg«, gar »einen Kriegsakt (…), der vor allem gegen die Sowjetunion, aber auch gegen die übrigen kapitalistischen Staaten sowie gegen die Volksmassen in allen Ländern gerichtet war, die sich einer faschistischen Aggression widersetzten.«[46] Helmuth Stoecker vertritt 1968 die Auffassung, dass der im Pakt »herausgestellte Antikommunismus (…) die faschistische Aggressionspolitik rechtfertigen und zugleich die Aggressionsabsichten beider Staaten gegen die Westmächte tarnen« sollte.[47]
In der BRD hingegen konzentriert sich der Mainstream der Geschichtsschreibung auf die Effizienz des Paktes bzw. auf den Mangel an derselben. Theo Sommer stellt sich 1962 das Ziel, die Auffassung der »Ankläger der Siegernationen« in den Kriegsverbrecherprozessen von Nürnberg und Tokio, wonach »eine enge Allianz zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem Kaiserreich Japan« bestanden habe, zu widerlegen. [48] Die zweifellos vorhandenen tiefgehenden Widersprüche zwischen Deutschland und Japan, die natürlich auch von den DDR-Historikern immer gesehen worden sind – nicht umsonst gibt Drechsler seinem Dokumentenband von 1978 den Titel »Das Bündnis der Rivalen«[49] –, werden hier zum Entscheidenden, die trotz aller »Ineffizienz« des Bündnisses verheerenden Wirkungen für die Opfer der Aggressionspolitik treten in den Hintergrund. So kommt Sommer denn auch zu solch grotesken Schlussfolgerungen wie der, dass Japan und Deutschland eben wegen der »Ineffizienz« ihres Bündnisses »alsbald die bittere (Hervorhebung – W. A.) Erfahrung« gemacht hätten, dass »sich ihre Großraum-Utopien nicht im weltpolitischen Vakuum verwirklichen ließen.« Sie seien »im Verfolg ihrer Ziele auf andere Gegner« gestoßen »als nur diejenigen, die sie zu treffen suchten: auf England in erster, auf die Vereinigten Staaten in zweiter Linie.«[50] Wolfgang Michalka legt 1978 eine ganz andere Analyse vor, sieht den Pakt als eine »deutliche Wendemarke in der internationalen Politik«, beschreibt auch die von Beginn an gegen England gerichtete Stoßrichtung des Paktes,[51] aber China als erstes und unmittelbares Opfer der Pakt-Politik bleibt gänzlich ausgeblendet. So auch bei Alfons Esser, der 1986 die Auffassung vertritt, dass die propagandistische Wirkung des Paktes weit größer gewesen sei als seine praktische Bedeutung. [52] [S. 526]
Viel klarer in der Beurteilung, dass es es sich beim Antikomintern-Pakt um einen für China verheerenden Vertrag handelt, hingegen die Spezialisten für die Deutschland-Fernost-Beziehungen John P. Fox aus Großbritannien und William C. Kirby aus den USA sowie der japanische Weltkriegs-Historiker Saburo Ienaga.[53]
Indes: Wie unterschiedlich auch die Einschätzungen des Antikomintern-Paktes durch die DDR-Historiker hier und die Historiker des BRD-Mainstreams da ausgefallen sind: Die Analysen und Prognosen des Grczyb-Asiaticus haben in keiner ihrer Arbeiten eine Rolle gespielt. [54] Das mag für die Arbeiten aus der BRD auf der Hand liegen – wo schließlich hätte man dort auf Urteile von Kommunisten Wert gelegt, zumal auf solche, die Deutschlands Verantwortung für die Weltkriegsereignisse nicht auf Europa, Nordafrika und den Atlantik begrenzen, sondern auch für den Krieg in Fernost namhaft machen? [55] Aber für die DDR – da befremdet sie, diese Ignoranz. Jedoch nur auf den ersten Blick. Denn dann werden die Gründe schnell klar. Grczyb-Asiaticus als »West«-Emigrant, dazu als Komintern-Kritiker, als »Brandler-Anhänger«, als Autor der »Neuen Weltbühne«, in der auch viele andere später »Vergessene« und Verfemte publiziert haben, dazu mit Drähten zum Pariser Exil um Willi Münzenberg, dazu mit der KP Chinas verbunden – er teilt das Schicksal so vieler Kommunisten, die von der SED-Führung als nicht »würdig« erachtet wurden, Bestandteil der »richtigen« Geschichte zu sein. Sein wichtiges Buch »Von Kanton bis Schanghai 1926-1927« bleibt unbeachtet.
Grczyb-Shippe-Xibo-Asiaticus (1897-1941) ist nach Auskunft von Zhu Maoduo »auf dem Heldenfriedhof im Gebiet Linyi« in der Provinz Shandong begraben. Auf dem Grabstein – so der chinesische Historiker in einer leider etwas uninspirierten Übersetzung (für die er freilich keine Verantwortung trägt) weiter – »steht zum ehrenden Gedenken: Genosse Shippe gab für die Befreiung des chinesischen Volkes in Treue sein Herz und verbreitete die Nachrichten über den gerechten chinesischen Kampf. Er wird für immer in den Herzen des chinesischen Volkes leben.«[56] Das soll hier so stehen bleiben – und nicht der Versuchung nachgegeben werden, nun noch einen Abschnitt zur Instrumentalisierung von Geschichte und Schicksalen in der VR China anzufügen. [S. 527]
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[1] M. G. Shippe: Nazi-Nippon Alliance Most Dangerous Threat to China’s Sovereignty, in: The China Weekly Review, Shanghai, v. 10. April 1937. – Der Begriff »Nippon« steht zuweilen – in leichter Abwandlung der japanischen Landesbezeichnung »Nihon« – für »Japan«.
[2] Den gesamten Vorgang mit mehreren Briefen und Vermerken der genannten Personen siehe: Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (BArch; zur Zeit meiner Einsichtnahme 1986 noch: Zentrales Staatsarchiv Potsdam), Bestand 0902 Deutsche Botschaft China (DBCh), Bd. 2321, Bl. 185 u. 187-194.
[3] Zu den deutsch-chinesischen Beziehungen und zur deutschen Ostasienpolitik in den 1930er Jahren insgesamt siehe z. B. folgende Arbeiten aus Ost und West (in der Reihenfolge des Erscheinens): Joachim Peck: Kolonialismus ohne Kolonien. Der deutsche Imperialismus und China 1937, Berlin (DDR) 1961; Theo Sommer: Deutschland und Japan zwischen den Mächten 1935-1940, Tübingen 1962; Karl Drechsler: Deutschland – China – Japan 1933-1939. Das Dilemma der deutschen Fernostpolitik, Berlin (DDR) 1964; Ders. (Hrsg.): Das Bündnis der Rivalen. Der Pakt Berlin-Tokio, Berlin (DDR) 1978; Z. D. Katkova: Vnešnjaja politika gomin’danovskogo pravitel’stva v period antijaponskoj vojny (Die Außenpolitik der Guomindang-Regierung in der Periode des anti-japanischen Krieges), Moskva 1978; Saburo Ienaga: Japan’s Last War. World War II and the Japanese, 1931-1945, Oxford 1979; John P. Fox: Germany and the Far Eastern Crisis 1931-1938, London 1982; William C. Kirby: Germany and Republican China, Stanford 1984; Udo Ratenhof: Die Chinapolitik des Deutschen Reiches 1871-1945, Boppard a. Rh. 1987; Cai Dejin, Yang Lixian: Taodeman »tiaoting« chu tan (Zur »Vermittlung« Trautmanns), in: Minguo Dang’an, Nanjing, Nr. 1/1987; Mechthild Leutner (Hrsg.), Wolfram Adolphi u. Peter Merker (Bearb.): Deutschland und China 1937-1949. Politik – Militär – Wirtschaft – Kultur. Eine Quellensammlung, Berlin 1998; Bernd Martin (Hrsg.), Susanne Kuß (Bearb.): Deutsch-chinesische Beziehungen 1928-1937. »Gleiche« Partner unter »ungleichen« Bedingungen. Eine Quellensammlung, Berlin 2003. – Siehe an Arbeiten des Verf. außerdem: Das faschistische Deutschland als »Freund«. Archivalien in der VR China zu den Erfahrungen der Guomindangregierung 1935-1941, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Berlin (DDR), Nr. 3/1989, S. 211-227 (auch – in chinesischer Übersetzung – in: Minguo Dang’an, Nanjing, Nr. 2/1989, S. 119-130); und auch: Die Chinapolitik des faschistischen Deutschland 1937-1945 (Diss. B – unveröffentl.), Berlin (DDR), Humboldt-Universität 1988.
[4] Zu den unterschiedlichen Interessenlagen in der deutschen Industrie in dieser Zeit siehe noch immer unbedingt: Kurt Gossweiler: Aufsätze zum Faschismus, Berlin (DDR) 1986.
[8] Ebenda, hier zitiert nach: Deutsch-chinesische Beziehungen 1928-1937, a. a. O., S. 463.