Adolphi 2024: Wie Mao in deutsche Köpfe kam (XIII-XV)
Wolfram Adolphi
Wie Mao in deutsche Köpfe kam
XIII
in: Das Blättchen, 27. Jg., Nr. 3 v. 29. Januar 2024, S. 16-17
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Nach dem Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 finden sich in der deutschen Inlandspresse kaum noch Hinweise auf Mao Zedong. Erst im Sommer 1945 wird sein Name wieder auftauchen – dann freilich häufig, denn alle werden begreifen, dass er aus der weiteren Entwicklung Chinas nicht wegzudenken sein wird.
Aus dem Jahre 1940 können zwei Mao-Fundstellen genannt werden. Die eine ist das Buch „Chinas Erneuerung. Der Raum als Waffe“, erschienen im Societäts-Verlag Frankfurt am Main, geschrieben von Lily Abegg, Korrespondentin der Frankfurter Zeitung. Das Buch ist eine Eloge auf den Nazi-Bewunderer Tschiang Kai-schek [Jiang Jieshi], der – Abegg zitiert den Nazi-Bewunderer Sven Hedin – „durch die Jahrtausende als einer der größten der Weltgeschichte weiterleben“ werde. Und es ist eine Beschwörung der von der Realität 1940 schon überholten Hoffnung, dass sich ein von Jiang geführtes China und Japan „ohne weitere Opfer bald wieder einigen“ werden. Weil Abegg aber Expertin genug ist, um zu wissen, dass der Widerstand der Kommunisten gegen eine solche von ihnen als Unterwerfung verstandene Einigung längst zu einem strategischen Faktor
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geworden ist, widmet sie auch ihnen ein paar nähere Betrachtungen. So nennt sie unter den Parteigründern „Mau Dsȇ-dung [Mao Zedong]“, den heutigen „politischen Führer der Partei“, „Dschu Dȇ [Zhu De]“, den „Oberbefehlshaber der Achten Feldarmee“, und „General Dschou En-lai [Zhou Enlai]“, den „Verbindungsmann zur Regierung“, dazu „seltsamerweise auch Tschen Gung-bo [Chen Gongbo] und Dschou Fo-hai [Zhou Fohai], die beiden bekanntesten Mitarbeiter von Wang Ching-wei [Wang Jingwei], die im vergangenen Winter mit ihm aus Dschungking [Chongqing] geflohen [und zu den Japanern übergelaufen – W. A.] sind“.
Nach einem Exkurs über die Geschichte des Kampfes der Guomindang gegen die Kommunisten berichtet Abegg, dass es sich bei „den Soldaten und den Parteimitgliedern“ vor allem um „an Strapazen gewöhnte Bauernhorden ohne den geringsten städtischen Einschlag“ handele, und ihre Lebensweise im „kommunistischen Gebiet in Nordschensi [Nord-Shaanxi]“ sei „so primitiv und ärmlich, daß manche Studenten und andere Bürgersöhne, die in einem Anflug von Begeisterung“ dorthin gezogen seien, „etwas enttäuscht und teilweise auch angekränkelt und elend“ zurückgekommen seien, „weil sie die sehr einfache und gleichförmige Kost und die Unterbringung ohne jede Bequemlichkeit nicht ausgehalten“ hätten. Ein „ausländischer Besucher Yenans [Yan’ans]“ habe gar berichtet, „daß Mau Dsȇ-dung, der oberste Führer der Kommunisten, sich während des Gesprächs nachlässig die Läuse aus seinem Gürtel gesucht habe“. Zugleich konstatiert sie, dass „die Kommunisten […] einen beträchtlichen Zustrom von Jugend aus allen Schichten“ erhielten, und zwar nicht allein aus „sozialer Not“, sondern auch als „Aufbäumung gegen die bestehende gesellschaftliche Ordnung“. Der Einfluss der Kommunisten sei schon so groß gewesen, dass „der Verkauf von roten Schriften und Büchern wie ‚Das Leben Mau Dsȇ-dungs‘ oder ‚Mit den roten Truppen im Kampf gegen die Japaner‘“ von der Regierung „eine Zeit lang geduldet“, dann aber „wieder verboten“ worden sei.
Erstaunlich klarsichtig arbeitet Abegg heraus, dass „hinter der Haltung und den Forderungen“ der Kommunisten keineswegs „der Kreml“ stehe. „Die Sowjetrussen“ seien „vor allem an dem Krieg gegen Japan und damit an einem einigen China unter starker Führung interessiert“, weshalb ihnen auch daran liege, „daß Tschiang Kai-schek [Jiang Jieshi] seine Macht behielt“.
Die zweite deutschsprachige Fundstelle im Jahre 1940 ist das Heft 7 der in Moskau herausgegebenen Zeitschrift Internationale Literatur. Deutsche Blätter. Dort war auf den Seiten 17 bis 24 ein Aufsatz unter dem Titel „Mao Tse-Dun“ zu lesen. Verfasst war er von Emi Sjao [Emi Xiao, Xiao San], einem Kampfgefährten Maos, der schon in Changsha gemeinsam mit ihm zur Schule gegangen war. Die Übersetzung aus dem Russischen hatte Alfred Kurella besorgt.
„Abends“, so beginnt Emi Sjao, „fiel der Schatten der Duntaischanberge [Dongtaishan] auf den Mondsee, in dessen Mitte die Dunschan [Dongshan]-Schule lag. Ich stand mit Mao Tse-Dun auf der Steinbrücke und wir unterhielten uns, auf die Brüstung gelehnt. ‚Wie alt bist du?‘ ‚Zwölf. Und du?‘ ‚Und ich bin fünfzehn‘, antwortete Mao Tse-Dun. Schon seit einigen Tagen waren mir unter der Menge der Schüler sein klares Gesicht, sein freundlicher und aufmerksamer Blick, seine Jacken und Hosen aus grobem Stoff aufgefallen. Er ähnelte nicht den anderen Schülern, die schöne lange Überröcke mit breiten Gürteln und schwarzen Seidenpantoffeln trugen. Ich spürte in ihm etwas Verwandtes, weil auch meine Kleidung nicht nach der neusten Mode war, und weil man uns beide verlachte. Im Gespräch kamen wir einander noch näher.“
„Den Tiefen des Volks entstammend“, heißt es am Schluss, „und mit lebendigem Empfinden für die Nöte des Volks begabt, genießt Mao Tse-Dun unter den Volksmassen Chinas eine außerordentliche Popularität. In seinen politischen Reden zitiert er häufig Wendungen aus Hunderten von Volksliedern der chinesischen Bauern, die er auswendig weiß. Er ist selbst Dichter. Er hat in klassischen Versen von dem großen Heereszug der chinesischen Roten Armee erzählt. Seine Worte sind immer einfach und überzeugend. Diese Einfachheit ist das Resultat der großen politischen Reife Maos und seines vielseitigen Wissens. Wenn man ihn in seiner Kindheit in seiner Familie als den ‚Gelehrtesten‘ bezeichnete, so können wir ihn jetzt mit Recht einen der größten Gelehrten unseres Landes nennen. Ursprünglich Autodidakt, hat er sich eine abgeschlossene klassische Bildung, ein tiefes marxistisches Wissen zu eigen gemacht. […] Mao Tse-Dun ist ein wirklicher Führer des Volks.“
XIV
in: Das Blättchen, 27. Jg., Nr. 5 v. 26. Februar 2024, S. 12-13
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Lily Abegg und Emi Siao – die beiden in Teil XIII zitierten Stimmen zu Mao Zedong – sollen hier ein zweites Mal aufgerufen werden, nun jedoch mit Zeugnissen aus der Zeit nach 1949, als China zur Volksrepublik geworden war.
Lily Abegg (1901-1974), Schweizer Staatsbürgerin mit zweiter Heimat Japan, machte 1957 – 17 Jahre nach „Chinas Erneuerung“ von 1940 – mit einem weiteren Chinabuch von sich reden. Es hieß „Im neuen China“, erschien im Atlantis-Verlag Zürich und Freiburg i. Br., und im Vorwort gestand die Autorin, dass es „kein leichter Entschluß“ gewesen sei, „ein Land zu besuchen, dessen Regierungssystem man von vornherein ablehnt“, aber am Ende habe doch „die Überzeugung“ gesiegt, dass es „eigentlich die Pflicht langjähriger Ostasien-Korrespondenten“ sein müsse, „sich mit der imposanten Realität, die das neue China bedeutet, zu befassen“. Und so reiste sie also, und es gelang ihr ein Buch, das in Gründlichkeit und Ausgewogenheit der Chinadarstellung zum Besten gehört, was in dieser Zeit im westlichen deutschsprachigen Raum zu finden ist.
Platz war darin auch für etliche Mao-Passagen, von denen eine hier in Gänze zitiert sein soll: „Mao Tse-tung ist eine bedeutende Persönlichkeit und fühlt sich seiner führenden Rolle sehr sicher. Er hat immer zu jenen leitenden Männern gehört, die nicht alles an sich reißen, sondern die Gabe besitzen, Kompetenzen und Arbeitsbereiche an ihre Mitarbeiter abzugeben. Er versteht es, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden. Gerade deswegen, so scheint es, hat er seinen ruhigen Kopf und damit auch die Zügel in der Hand behalten. Mao ist der Typ eines besonnenen Bauern; er hat nichts von einem nervösen Geschaftlhuber an sich. Vor allem aber hat er stets ein konsequentes und rücksichtsloses Streben nach Macht besessen. Auf dem Weg zu seiner Führerstellung hat Mao Tse-tung mit seiner Bauernschlauheit nicht nur geschickt intrigiert, sondern auch zahlreiche Mitglieder seiner eigenen Partei umbringen lassen, wenn sie ihm im Wege standen. Er ist, nachdem er sich in jahrelangen Bemühungen gegenüber Rivalen und andersartigen Meinungen durchgesetzt hatte, seit 1935 der unumstrittene Chef der Kommunistischen Partei Chinas gewesen.“
Mit Emi Siao (1896-1983) – in China: Xiao San – konnten deutsche Leser am 8. Juni 1951 Bekanntschaft schließen: Das Zentralorgan der SED Neues Deutschland druckte auf Seite 3 in einer Übernahme aus „der internationalen [in der Sowjetunion erscheinenden – W.A.] Zeitschrift ‚Frieden‘“ sein Gedicht „An meinen Sohn“. Die [wohl aus dem Russischen hergeleitete] deutsche Fassung stammte von Henryk Keisch, und die Zeitung fügte zur Person des Autors hinzu: „Emi Siao ist Mitglied des Sekretariats des Weltfriedensrates“.
In dieser Funktion war er auch zu sehen im Neuen Deutschland am 3. Juli 1952 auf einem Foto des Präsidiums der Eröffnungssitzung des Weltfriedensrates in Berlin. Da saß er zwischen Isabelle Blume aus Belgien und Ricardo Lombardo aus Italien unter weiteren Persönlichkeiten wie dem Präsidenten des Rates, Frédéric Joliot-Curie, Ilja Ehrenburg, Alexander Fadejew, Pietro Nenni und Chinas Kulturminister Kuo Mo-jo [Guo Moruo]. Und am 6. Juli 1952 meldete die gleiche Zeitung ein Treffen der „bedeutendsten Vertreter der Literatur unserer Zeit […] mit
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hervorragenden deutschen Schriftstellern“, nennend neben Emi Siao unter anderem Nazim Hikmet, Pablo Neruda, Jaroslaw Iwaszkiewicz, Georg Lukacz und „von deutscher Seite“ Anna Seghers, Stefan [sic] Hermlin, Willi Bredel, Alexander Abusch, Alfred Kantorowicz und Rudolf Leonhard.
Zwei Jahre später – am 5. September 1954 – annoncierte Neues Deutschland das Erscheinen des Emi-Siao-Buches „Kindheit und Jugend Mao Tse-tungs“ im Verlag Neues Leben: „Der Verfasser dieses von Alex Wedding ins Deutsche übertragenen Buches stammt aus demselben Dorf wie Mao Tse-tung und hat einen Teil seiner Jugend mit ihm gemeinsam verbracht. Aus der unmittelbaren Anschauung der Wirklichkeit hat er ein lebendiges Bild über die bewegten und entbehrungsreichen Jahre, in denen der große Revolutionär und Führer des chinesischen Volkes heranreifte, entworfen.“
Nicht vorstellbar war da, was 1967 geschehen sollte. Im Juni, mitten im Toben der von selbigem Mao angezettelten mörderischen „Kulturrevolution“, wurden Emi Siao und seine deutsche Frau Eva Siao, geborene Sandberg, die sich 1934 in der Sowjetunion begegnet waren und nach Heirat, gemeinsamem Leben in Yan’an, Scheidung und neuerlicher Heirat seit 1949 wieder vereint in China lebten, getrennt voneinander verhaftet und bis Oktober 1974 gefangen gehalten. Nach weiteren fünf Jahren Hausarrest erlebten sie 1979, als die von Deng Xiaoping, Hu Yaobang und anderen geführte tiefgreifenden Umgestaltung Chinas begann, ihre vollständige Rehabilitation.
In deutsche Köpfe kam Bericht darüber erst 1990, als Eva Siao (1911-2001) ihre Erinnerungen „China. Mein Traum, mein Leben“ im Gustav Lübbe Verlag veröffentlichte. „Emis und mein Einsatz für China“, schrieb sie da über die Zeit ihres Eingesperrtseins, „galt nun als Spionage. […] Meine Fotos und Filme, meine Reisen nach Tibet, ins Landesinnere, in die DDR und die Sowjetunion machten mich verdächtig. […] Dabei sprach aus jedem meiner Filme, Fotos, Bildbände, Aufsätze, aus allen meinen Briefen meine Liebe zu China“. – Von Emi Siao findet sich in einer von Helga und Erhard Scherner besorgten Nachdichtung aus dem Chinesischen das 1971 entstandene Gedicht „Im Gefängnis singe ich meine Sehnsucht“: „Als Mann und Frau im selben Netz gefangen, / gilt gleiche Not, das gleiche Leid. / Im selben Kerker sind wir eingesperrt, / uns nahe wie die Enden dieser Welt. / Letztlich vereint, ob Morgen oder Nacht, / doch man verwehrt, daß wir uns sehn. / Mir brennen Herz und Eingeweide – / ihr laufen Tränen übers Angesicht. / Die Erde – eine große Sehnsucht, / grotesk ist, denk’ ich, diese Menschenwelt. / Wie werden Mann und Frau sich nochmals sehn, / wenn meines Lebens Tage ganz zu Ende gehn?“
XV
In: Das Blättchen, 27. Jg., Nr. 6 v. 11. März 2024, S. 12-13
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Es sei „ungefähr seit 1938“ gewesen, meint Lily Abegg in ihrem 1957 erschienenen (und im Teil XIV bereits zitierten) Buch „Im neuen China“, dass „wir alle“ – will heißen: die „ausländischen Beobachter“ – als „Kardinalfrage“ der chinesischen Entwicklung nicht den Krieg mit Japan ausgemacht hätten, sondern „die Auseinandersetzung zwischen der Nationalregierung unter Chiang Kai-shek [Jiang Jieshi] und den Kommunisten unter Mao Tse-tung [Mao Zedong]“. Dieser „Kampf um die Macht im Staat“ sei „durch die japanische Invasion nur aufgeschoben, aber nicht aus der Welt geschafft worden“, und so habe man ihn auch stets „mit brennendem Interesse verfolgt“.
Die bei den Recherchen zu Mao in der deutschen Presse bisher gefundene letzte Meldung aus der Weltkriegszeit stammt auf der Badischen Presse und Handels-Zeitung vom 20. März 1941 und untermalt die Abeggsche Erinnerung. In einer Meldung aus Tokio war zu lesen, dass „fernöstliche Beobachter“ eine „überraschende politische Entwicklung in der chinesischen Frage nicht für unmöglich“ hielten: „Marschall Tschiangkaischek [Jiang Jieshi]“ habe „die IV. sogen. kommunistische chinesische Armee, die Teile der Provinzen von Shensi [Shaanxi] und Chansi [Shanxi] besetzt hielt, endgültig aufgelöst“ mit der Begründung, dass sie sich „des Angriffs auf Kameraden schuldig gemacht“ habe und ihre Führer „ungehorsame Rebellen“ seien. Damit sei „ein Bruch zwischen den kommunistischen Militärs und der Zentralregierung vollzogen, dessen Bedeutung für die zukünftige Entwicklung der Dinge in China nicht unterschätzt werden kann“.
Gewiss meinte der (namenlos bleibende) Verfasser statt „unterschätzt“ „überschätzt“, aber abgesehen von dieser bis heute nicht seltenen stilistischen Unsicherheit – wenn er statt „kann“
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„sollte“ geschrieben hätte, hätte auch „unterschätzt“ gepasst – bot er doch einigen stimmigen Einblick in die Tragweite des neuerlich aufgeflammten Konflikts zwischen der Guomindang und der Gongchandang. Er erinnerte an das Jahr 1936, in dem der „Führer der chinesischen Kommunistischen Partei, Mao-Tse-tung, beschlossen“ habe, „sich der […] Nationalen Partei unter Tschiangkaischek zu unterstellen“, was in der „kommunistischen Zeitung ‚New China‘“ mit den Worten erläutert worden sei: „Wir haben nicht die Absicht, in großen Schlachten gegen Japan zu kämpfen, wir wollen vielmehr eine Leere vor dem japanischen Vormarsch schaffen und die Japaner dann im ständigen Guerilla-Krieg beunruhigen.“ Diese Taktik – so der Verfasser – sei „eingehalten“ worden, die Japaner seien „unbedingte Herren an den Bahnlinien und auf den Verkehrsstraßen“ gewesen, hätten aber „ständig gegen einen heimtückischen Feind zu kämpfen“ gehabt, der „kleinere Truppenteile oder Transporte aus dem Hinterhalt überfiel, sich dann aber wieder auflöste und verschwand“. Auf diese bemerkenswerte „kommunistische militärische Macht“ müsse „die Zentralleitung in Tschungking [Chongqing]“ nun „verzichten“, und daraus werde sich „auf die Dauer doch eine Entfremdung im Verhältnis Tschiangkaischeks zum Kommunismus ergeben“ – auch wenn die Dinge nicht bis zum „offiziellen Bruch mit dem Kommunismus“ getrieben worden seien. Ein Mitglied der KP dürfe auch weiterhin „an den Verhandlungen des Ministerrates teilnehmen“.
Die weitere Entwicklung sollte zeigen: Die antijapanische Zusammenarbeit zwischen Guomindang und Gongchandang riss bis zum Sieg über Japan 1945 nie völlig ab, die kommunistischen Truppen kämpften in neuen Formationen weiter und vergrößerten durch die Art ihres Kampfes und ihres Auftretens ihr Gewicht und Ansehen in der chinesischen Bevölkerung mit weiter über das Jahr 1945 hinaus reichender Wirkung.
Nachricht darüber wurde in der deutschen Presse kriegsbegründet immer seltener. Mao Zedong fand bisheriger Recherche zufolge keine Erwähnung mehr.
Erst am 29. August 1945 tauchte er wieder auf. Im Badener Tageblatt, 1. Jahrgang, Neue Folge Nr. 7, gab es ein „Politisches Tagebuch“, bei dem China mit fünf Meldungen vertreten war. Unter dem Datum 23. August war vermerkt, dass „auf dem Flugplatz von Mukden [Shenyang] […] der Kaiser von Mandschukuo [Manzhouguo], Pou-Yi [Puyi], gefangen genommen [wurde]“. Unter dem Datum 24. August gab es drei Einträge: „Tschang Kai Chek [Jiang Jieshi] unterschreibt im Regierungspalast die Charta der vereinten Nationen für China“; „Genehmigung des chinesisch-sowjetischen Paktes durch den obersten Rat der nationalen Verteidigung“; „Das kommunistische chinesische Hauptquartier beschließt, einen neuen Unterhändler zu Marschall Tschang Kai Chek zwecks Besprechung der nationalen Einigkeit zu entsenden.“ Und unter dem Datum 26. August dann Mao: „Der chinesische Kommunistenführer Mao Ts Tung [Mao Zedong] erklärt sich bereit, nach Tschungking [Chongqing] zu kommen, um mit Tschiangkaischek [Jiang Jieshi] zu verhandeln.“
Um ein Bild von diesem „Politischen Tagebuch“ des Badener Tageblatts im Sommer der Befreiung vom Faschismus zu haben: Auf die Mao-Meldung folgte unter gleichem Datum so übergangs- wie kommentarlos: „Göring, der nicht mehr Kriegsgefangener, sondern Untersuchungsgefangener ist, wurde auf Befehl der amerikanischen Militärregierung degradiert. Er befindet sich jetzt in Untersuchungshaft. Keitel, der ehemalige Oberkommandierende der Wehrmacht, und der ehemalige Generalstabschef Jodl erlitten das gleiche Schicksal.“
Am 31. August 1945 meldete der Neue Hannoversche Kurier. Nachrichtenblatt der Alliierten Militärregierung, dass „der Führer der chinesischen Kommunisten, Mao-Tse-Tung, […] zu Besprechungen mit Generalissimus Tschiang-Kai-Tschek in Tschungking eingetroffen“ sei. Es werde in der chinesischen Hauptstadt „erwartet, daß die Besprechungen, die kurz auf den Abschluß des chinesisch-russischen Paktes folgen, zu einer Lösung der politischen Probleme in China führen werden“.